Sterbehilfe

[gummibaum]

Ich pflegte ihn auf der Station.
Er war beim Kirschenpflücken
gestürzt und lag seither zum Hohn
gelähmt nur auf dem Rücken.

Sah jahrelang die Decke an,
sein Kopf ließ sich nicht heben.
Er bat mich schließlich irgendwann,
ihm endlich Gift zu geben...

[Erich Kykal]

Hi Gum!

Wenn das einen realen Hintergrund hat, frage ich mich ernstlich, warum keiner daran gedacht hat, wenigstens einen Fernseher an die Decke zu schrauben! 

Natürlich ein schlimmes Geschick - nirgendwo steht in den Himmel geschrieben: "Das Leben ist fair!" 

Dass wir uns immer noch um die Erlaubnis für Sterbehilfe herumdrücken, finde ich moralisch untragbar, entmündigend und jämmerlich! 

Sehr ergriffen gelesen!

LG, eKy

[gummibaum]

Es hat einen realen Hintergund. Ich habe dem Mann aber ein anders Gift gegeben, nämlich noch Hoffnungen zu machen versucht, weil ich seine Lage schon als Außenstehender nicht aushalten konnte. Ein anderer tragischer Fall war ein Junge, der schon monatelang im Koma lag, weil ein Freund ihm beim Spiel mit Waffen ein Projektil in den Kopf geschossen hatte, das sich nicht entfernen ließ. Die Eltern glaubten bei jedem Besuch, ein Wiedererwachen seiner Reaktionen zu bemerken, obwohl es nie eine Veränderung gab.

LG gummibaum

[Erich Kykal]

Hi Gum!

Wie kommst du zu solchen Geschichten? Krankenhausaufenthalt? Ist ja deprimierend! 

LG, eKy

[gummibaum]

Nein, Erich, ich habe früher (vor dem Studium und manchmal noch während der Studienzeit) als Krankenpflegehelfer im Pflegedienst und auch mal im OP gearbeitet. Ich hatte diese einjährige Ausbildung während des Zivildienstes im Annastift Hannover gemacht, und diese Geschichten hier stammen aus dem Krankenhaus Neukölln in Berlin.

LG g

[Erich Kykal]

Ach so!

Ich habe meine Zivildienstzeit als Einsatzfahrer beim Roten Kreuz verlebt und war danach noch jahrelang als Freiwilliger dabei. Da könnte ich auch so manche Geschichte erzählen ...

LG, eKy

[gummibaum]

Man macht Erfahrungen, wie das Leben wirklich ist, was heute nicht leicht fällt, da unsere Gesellschaftdas Leid in Einrichtungen versteckt und die Jugend, Gesundheit und Perfektion zur Schau stellt.

LG g

[Copper]

Hi gumibaum,

berührt mich sehr und toll geschrieben. Du brauchst keinen Roman zu schreiben. Du schaffst es mit wenigen Worten.

Danke fürs lesen dürfen. LG Copper

[cyparis]

Lieber gummibaum,

ein bedrückendes Gedicht, gekonnt lapidar.
Ich kenne das auch aus meiner Altenpflegezeit. Die Bitten blieben sowohl vom Personal als auch von den Angehörigen (die einmal alle paar Monate das Leid der Mutter an sich abrinnen ließen) ungehört blieben.
Herzzereißend.
Der Gesetzgeber bleibt aus obsoleten Gründen (Euthanasie) stecken.

Lieben Gruß
von
Cyparis

[Eisenvorhang]

Hallo gummibaum,

ein sehr intensives und bewegendes Gedicht, dem ich nicht viel hinzufügen möchte, außer vielleicht eine Buch-Filmempfehlung!
Ich selbst kenne solche Umstände auch, vor einigen Jahren absolutierte ich ein 12 wöchiges Praktikum in einem Krankenhaus und was ich da erlebte war nicht sehr schön.
Und kann daher diese Eindrücke sehr gut nachempfinden.

"Schmetterling und Taucherglocke"

https://de.wikipedia.org/wiki/Schmetterling_und_Taucherglocke

vlg

EV

[gummibaum]

Danke, lieber Eisenvorhang, für Lob und Link. Ein anderer Film ist "El mar adentro".

Herzliche Grüße
gummibaum

[Eisenvorhang]

Hi gummibaum,

hab den Film angeschaut, harter Stoff! Danke für die Empfehlung, schade, dass sich am Ende die Sicht aufs Leben nicht verändert hat.
Die Rollen der Damen sind auch sehr intensiv. (Die Gedichte zum Film habe ich gelesen)

vlg

EV

[gummibaum]

Ah, schön. Danke für die Rückmeldung, lieber Eisenvorhang.

Nächtliche Grüße
gummibaum