Edelstein

[Eisenvorhang]

Vor vielen Jahren glaubte ich zuweilen
die Welt bestünde nur aus Edelsteinen,
die Farben sah ich aus den Wolken scheinen,
der Klang des Meeres streifte meine Zeilen,

die liebevoll ich aufs Papier bemühte.
Nichts war verworfen, herb, von schwacher Sitte,
auch nicht der Mensch verstörte meine Schritte,
das Leben schwieg im Glanze einer Blüte.

So schien es Selbstverständlichkeit zu werden:
Das Eis der Sterne, das mich nachts umwebte,
und leicht zu wissen gab, wie ich einst lebte,

war nichts als nur die Einsamkeit auf Erden.
Vor vielen Jahren glaubte ich zuweilen
die Welt bestünde nur aus edlen Zeilen.

[Erich Kykal]

Hi EV!

Schönes Sonett. 

Zweierlei:

S1Z3 - Bei Edelsteinen spricht man von Facetten, nicht von Sphären. Erstere sind kantig geschliffene gerade Oberflächen, letztere rund und räumlich. 

S3Z2 - Die korrekte Form heißt meines Wissens immer noch "erhob", keinesfalls "erhebte" - igitt! 
Mögliche Alternative: "Das Eis der Sterne, das mich nachts umwebte, // und leicht zu wissen gab, wie ich einst lebte,"

Sehr gern gelesen! 

LG, eKy

[Eisenvorhang]

Ach... Natürlich erhob... Au Backe...
Ich könnte jetzt quer im Strahl kotzen

Sphären... Meinte Atmosphären... Ich ändere das Bild der Farben und setze es mit Himmel oder Wolken in Verbindung.

Danke Erich!

[Agneta]

das ist ein sehr schönes Sonett, denn lyrische  Worte und Edelsteine passen gut zusammen.
Die Antithese beschreibt eine Entwicklung, der als Resumee eine gewisse Ernüchterung folgt, auch wenn sie ein hübsches Wortkleid trägt.
Gut aufgebaut, lieber EV und lebenserfahren.
LG von Agneta

[Eisenvorhang]

Dankeschön, liebe Agneta!

vlg

EV

[gummibaum]

Sehr schön, lieber Eisenvorhang.

Beim Edelstein ist die Farbe/das Edle der Verunreinigung oder der Unterbrechung der Regelmäßigkeit zu verdanken. Vielleicht lässt sich das auch über den Stein hinaus denken.
 

Das Wunder des Unvollkommenen

Ein Edelstein trägt den Defekt
im Herz des Regelwerks versteckt:
Das Fremde oder das, was fehlt,
erzeugt die Farbe, macht beseelt...   

LG g

https://www.scinexx.de/dossierartikel/funkelnde-pracht/

[Sufnus]

Da reihe ich mich doch auch gerne in den Chor ein: Sehr schön gefügtes Sonett mit wunderbaren Bildern!
Ich versuche mich auch mal an einer Alternativ-Version (auf Deine schönen Vorschläge bei meinen Augenblick-Gedicht gehe ich noch ein - mein Output ist etwas reduziert - aber ich arbeite dran! )....


Vor vielen Jahren glaubte ich zuweilen
das Menschenherz bestünd aus Edelsteinen,
ich sah durch jedes Tier die Farben scheinen,
und fügte sie als Klang in meine Zeilen,

die arglos ich auf das Papier bemühte.
Nichts war verworfen, herb, von schwacher Sitte,
die Städte wichen jedem meiner Schritte,
das Leben glänzte in der ersten Blüte.

So schien es Selbstverständlichkeit zu werden:
Das Eis der Sterne, das mich nachts umwebte,
und leicht zu wissen gab, wie ich einst lebte,

war nichts als das Alleinsein hier auf Erden.
Die Welt besteht doch nur aus edlen Zeilen!
So glaubte ich vor Jahr und Tag zuweilen.

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natürlich auch kein Verbesserungsvorschlag sondern nur ein Spielen mit den Elementen...

Und last but not least @ gum:
Willst Du Dein kostbares kleines Gedicht nicht auch noch extra einstellen? Es wäre wirklich schön, wenn es auch als Solitär glänzen dürfte!

[Eisenvorhang]

Ich danke euch für die Kommentare, ich freue mich sehr!
Die Sufnus' Version goutert! 

@gummibaum!

Zur späten Stund, am goldnen Abendrand,
ist eine Mikrowelle abgebrannt.
Rubine seien, Manfred nach, im Glanz
unrein, vom dunklen Blauen saturiert...
Doch legt man sie nun in die Mikrowelle,
dann färbt der Edelstein sich auf der Schwelle!
Aus Blau wird nun das Rote therapiert.
Doch Manfred legte Alu und Kartoffeln,
und einen Löffel und der Frau Pantoffeln
in das Gerät der hochfrequenten Welle.
So kam es, wie es kommen sollte: "Manfred!"
schrie seine Frau laut aus der Stube -
Der Hund, dem liefen tausendfaltig Tränen
und aus dem Fenster sprang des Vaters Bube.
Nach kurzem Zischen, Knistern, war ihr Bang:
Der Mikrowellen Wellen wellten,
aus Alu, Löffel, Schuhe nur Haubitzen,
so sah man es bei Fredmans Blitzen!

[gummibaum]

Ha, ha. Da hast du dir aber etwas einfallen lassen! Die einfältigen Fredmans. An dem Gerät liegt es nämlich nicht:

Die Mikrowelle weckt in schlichter
Materie den Edelstein   
und ließ so manchen trüben Dichter
brillantener als Orpheus sein.

Ein schönes Wochenende wünscht dir
gummibaum

[Eisenvorhang]

Ich wünsche Dir das Gleiche, lieber gum!!

vlg

EV