Hi Eleonore,
dieses Gedicht verdient unbedingt, kommentiert zu werden, auch wenn der Herbst ja nun kalendarisch etwas zurück (oder voraus) liegt...
Ich mag den innigen Ton dieser Verse sehr, eine Verletzlichkeit steckt in den Zeilen, aber auch eine selbstgewisse, naturverbundene Gelassenheit. Ernte- und Vergänglichkeitsmotive sind sehr gekonnt in einander verfochten!
Auf der rein formalen Sprachebene ist mir persönlich nur der Anteil an Attributen etwas zu hoch, bei Adjektiven und Adverben würde ich vielleicht ein bisschen abrüsten und die Wendung "auf Hagebuttengesicht" ist für mich etwas sperrig, weil es für mich so klingt, als wolle das Hütchen das Gesicht bedecken und es mich außerdem an Speisekarten ("Karamellisierte Karotten auf Topinamburpüree") erinnert.
Aber das sind Kleinigkeiten.
Sehr gerne gelesen!
S.
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Vorschlag:
Herbst
Wieder trag ich Eichelhütchen
und Hagebuttengesicht.
Von blattlosen Wimpern tropft mir der Tau
aufs Buntspiel der Apfel-Birnen-Brust.
Orangepraller Kürbisbauch ruht
auf den bemoosten Stämmen meiner Bäume.
Atemhauch reifgetränkt greift
durch skelettene Finger.
Nebel durchzieht mein Pulsieren.
Nebel.
Erfüllt leg ich mich zu den Blättern, rieche ihr Modern,
Auge in Auge mit Bucheckern und weißgetupften Rotkäppigen.
Das Jahr ist vollbracht.
Ich gehe nach innen.