Autor Thema: Von alten und von neuen Jahren(Sonett)  (Gelesen 750 mal)

Agneta

  • Gast
Von alten und von neuen Jahren(Sonett)
« am: Dezember 31, 2019, 13:35:16 »
Von alten und von neuen Jahren

Das Alte war, wir schauen still zurück
und hoffen, dass so manches besser würde.
Vorbei die Last der Sorgen und der Bürde,
und doch ist alles schon bestimmt, Geschick.

Das Alte war, trägt schwingend Fluch und Segen,
bleibt in uns, wird ein Teil von unsrem Ist.
Was wohl geschieht und wer du morgen bist,
darüber lohnt kein Grübeln, Überlegen.

Das Jahr hat in dir Spuren hinterlassen,
du bist derselbe und auch wieder nicht.
Geprägt von deines Weges Schatten, Licht,

gewannst du etwas, musstest etwas lassen.
In jedem Gestern wohnt doch schon ein „Bald“,
Vertrau dir! Morgen ist das Neue alt.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Von alten und von neuen Jahren(Sonett)
« Antwort #1 am: Januar 01, 2020, 16:14:55 »
Ein sehr schönes Sonett mit einer wunderbaren Aussage, besinne dich, bleibe bei dir und bleibe im Jetzt.
Was morgen ist, dies wissen wir nicht, und was war, lasse ab.

Es bricht aus der klassischen Form eines Sonetts, sehe hier aber auch keinen Grund diese zwingend einhalten zu müssen.

Mit Genuss gelesen liebste Agneta!

vlg

EV

Agneta

  • Gast
Re: Von alten und von neuen Jahren(Sonett)
« Antwort #2 am: Januar 04, 2020, 18:34:20 »
das freut mich, lieber EV. ja, so war es gemeint. Danke dir und lG von Agneta

Erich Kykal

Re: Von alten und von neuen Jahren(Sonett)
« Antwort #3 am: Januar 04, 2020, 23:55:59 »
Hi Agneta!

Ein sehr schönes, stimmiges Sonett.

Die Satzführung mit den Kommata kurz vor Zeilenende (mit aufzählendem oder vergleichendem Charakter der zuletzt angeführten Worte) akzentuiert das Grüblerische, Überlegende. Diese letzten, abgesonderten Worte fallen aber zugleich auch wie lyrische Fallbeile und hacken den Sprachfluss geradezu ab, bringen ihn fast zum Stillstand an den jeweiligen Stellen.
Man könnte meinen, das würde stören, aber ich finde, es verstärkt hier die kontemplative Note des Gesamteindrucks sehr positiv.

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Von alten und von neuen Jahren(Sonett)
« Antwort #4 am: Januar 13, 2020, 11:16:25 »
Sehr schön, sehr klassisch, lakonisch, verdichtet, gehaltvoll, etwas augenzwinkernd, etwas elegisch, lebensklug, trostspendend.
Zeilen im Geist der neuen Sachlichkeit, Anklänge an Kästner und Kaléko. :)
Von meiner Seite gar nix zu meckern.
Sehr gerne gelesen! :)
S.