dass das Kind ungeliebt war, ist ein schwerer Vorwurf, Erich. Ich denke das nicht. Dafür ist das Werk zu traurig geschrieben. Wobei wir ja immer hoffen wollen, dass es sich hier um eine fiktive oder aus der Beobachtung geschriebene Ballade handelt und nicht mit der Biografie des Autors übereinstimmt.
Ich denke, wie man bei Tod reagiert, ist sehr persönlich. Jeder verarbeitet seine Trauer anders, sucht sich andere Brücken, um wieder ins Leben zu finden. Ich nenne mal Beispiele:
eine Bekannte von mir, liebe Frau, stelte sich im Schlafzimmer einen Altar mit Bildern ihrer Mutter auf, nachdem diese verstorben war. Weder war die Frau vorher extrem katholisch, noch irgendwie plemplem.Ich persönlich fand das, als sie mir den Altar zeigte, abstrus und gruselig, denn ich kann Bilder von geliebten Wesen an der Wand schon nicht ertragen. Und das eben, weil ich sie so sehr geliebt habe!
Dieser Frau aber half es.
Nachdem mein geliebter Janosch verstarb, habe ich am nächsten Tag quasi wie in Schockstarre alles fortgeräumt , zum Müll gebracht, was mit Janosch zu tun hatte. Nur sein Ball blieb, weil er in der Ecke lag und ich ihn nicht gesehen hatte. Heute spielt das Kaninchen damit. ich konnte es nicht ertragen, die Sachen von Janosch zu sehen, als käme er gleich wieder.
So unterschiedlich sind Menschen in ihrer Trauerbewältigung.
Ob sich der Sarg im Kinderzimmer mit solchen Gefühlen verträgt, kann ich icht beurteilen. Denk an den Altar...
LG von Agneta