Hi Agneta!
Die Zeile spielt auf meine zuweilen pseudoautistischen Eigenschaften im sozialen Austausch mit anderen an - ich kränke und vergraule immer wieder mal geschätzte Menschen, weil ich keine Antenne für ihre Empfiundlichkeiten zu haben scheine, zu sehr in meinem hermetischen Universum befangen und voraussetzend, dass alle der gleichen Ansicht von Vernunft folgen müssten wie ich, weil ich mich gern für den Klügsten von allen halte - nicht aus Geltungsbedürfnis oder Hybris, sondern weil ich mich immer wieder darin bestätigt sehe, dass dem so ist, und zu selten erlebe, das mir jemand intellektuell überlegen ist. Und als Kopfmensch denke ich immer zu spät an Gefühle, und dass andere dort welche haben, wo meine schon lange verkümmert sind.
Vielleicht ist diese unempathische Intellektualität auch eine Art Kompensationsreaktion für meine emotionale Degeneration in manchen Belangen, oder die Schutzfunktion einer übersensiblen Seele, die so lang allein gelebt hat, dass sie schlicht verlernt hat, immer Rücksicht zu nehmen und sich so immer wieder ins soziale Fettnäpfchen setzt.
Ein Beispiel (unter vielen)? - Vor etwa 10 Jahren erkrankte mein sehr von mir geschätzter Direktor an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er bat mich, ihn und seine Frau zu portraitieren, weil er wusste, dass er bald sterben würde, und so kam ich der Familie näher. Man lud mich ein, und bei solcher Gelegenheit kam das Gespräch auf Jenseitsvorstellungen und Gottesglaube. Natürlich musste ich intellektuell brillieren, mit Logik und Wahrscheinlichkeiten um mich werfen - ganz im aufrichtigen Bemühen befangen, die Welt um mich klüger und objektiver, wissenschaftlicher denkend zu machen - und tönte von der absoluten Unwahrscheinlichkeit der Existenz eines Nachlebens - und das vor einer Familie, die wusste, dass sie den geliebten Mann und Vater bald verlieren würde.
Erst als die Stimmung nach hitziger Diskussion (vor allem mit seinen erwachsenen Kindern) eisig wurde, begriff ich so langsam, wo's bei mir wieder mal gefehlt hatte - zu spät, zu spät. Auch dass der Kranke selbst bestätigte, dass er meiner Ansicht sei und damit kein Problem habe, rettete das Kind im Brunnen nicht mehr. Seine Lieben WOLLTEN glauben, dass ihr Vater nach dem Tod noch irgendwo existierte - und ich hatte nicht mal ansatzweise in diese Richtung gedacht, nur an Fakten, Erkenntisse, Relationen usw ... - Kopfmensch eben, ohne Feingefühl für Situationen, ohne Einfühlungsvermögen, um sich selbst kreisend, in sich selbst gefangen, verloren, vergeudet ...
Und sowas ist mir nicht nur einmal passiert - sondern immer wieder. Ich habe Freunde und gute Bekannte verloren, die sich von mir abwandten, weil ich irgendwie auf ihnen herumgetrampelt war, ohne es überhaupt zu bemerken! Von manchen weiß ich bis heute nicht, woran es genau lag, sie schwiegen sich aus, wie um mich zu strafen - und das macht mich am meisten fertig, denn wenn ich diese blinde Stelle nicht kenne, könnte ich genau das wieder machen ...
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten Menschen die Größe haben, meine Defizite als solche zu erkennen und nicht persönlich zu nehmen, denn ich meine es ja nicht so, ich bin ja nicht bewusst grausam und verletzend. Vielleicht wirke ich auch mental so söuverän, dass man mir solche Blindheit nicht zutraut und daher unterstellt, ich würde es mit Absicht machen.
Letztlich habe ich mich größtenteils von den ohnehin wenigen sozialen Kontakten zurückgezogen, um niemanden mehr zu inkommodieren und mir selbst die Nachwehen solcher Ereignisse zu ersparen.
Das wollte ich mit diesen beiden Zeilen zum Ausdruck bringen, und mit dem ganzen Gedicht.
LG, eKy