Autor Thema: Und sie verschwinden, sie sind einfach fort!  (Gelesen 1030 mal)

Eisenvorhang

  • Gast
Und sie verschwinden, sie sind einfach fort!
« am: Dezember 30, 2019, 18:46:36 »
Die Wolke steigt. Sie zieht schon von mir ab,
ganz still verfolge ich den Flug
der Vögel, zärtelnd fallen sie hinab
in reife Wiesen, in des Waldes Bug.

Und sie verschwinden, sie sind einfach fort,
berührt sind alle Wiesen vom Gefühl des Tages,
sind aufgebauscht, erregt und immer dort
wo nachts die Einsamkeit erblüht. Ein vages

Gefühl von Einsamkeit. Die Einsamkeit
der Tannen muss nicht mit sich ringen.
Sie muss nur warten, bis es wieder schneit:
Sie haucht das Edelweiß aus ihren Schwingen.
« Letzte Änderung: Januar 03, 2020, 11:37:22 von Eisenvorhang »

Eleonore

  • Gast
Re: Und sie verschwinden, sie sind einfach fort!
« Antwort #1 am: Dezember 31, 2019, 10:41:29 »
Hallo Eisenvorhang,

dieses Gedicht hinterlässt in mir ein Gefühl von klarer Strukturiertheit, von Stille, von Bei-sich-Sein,
von ruhiger Bewegung und von Grün und Weiß.

EineR steht im Wald oder am Waldrand und ist ebenso beteiligt, wie er unbeteiligt ist.
Die Schilderung der Naturereignisse erfolgt durch das LI,
das jedoch nicht getrennt ist von Natur.

Ungewöhnlich die Anwendung von "Bug" auf die Form des Waldes - jedoch nicht minder wirkungsvoll;
so entsteht eine Form, die aus dem Schiffsbau bekannt ist, vor meinem inneren Auge und wirkt.

In Zeile 8 und 9 erscheint dreimal die Einsamkeit - somit scheint sie sehr wesentlich zu sein.
Dass die Einsamkeit der Tannen nicht mit sich ringen muss, legt mir nahe, dass die Einsamkeit des LI mit sich ringen muss.

Dass die Einsamkeit der Tannen so leicht weichen kann,
nämlich indem der Schnee auf Besuch kommt,
ist anrührend und verstärkt das Empfinden der Stille,
die das ganze Gedicht durchzieht.

Ein schönes Werk!

In der letzten Zeile hast Du ein "n" vergessen bei ihre - n .

lG Eleonore

« Letzte Änderung: Dezember 31, 2019, 12:20:28 von Eleonore »

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Und sie verschwinden, sie sind einfach fort!
« Antwort #2 am: Dezember 31, 2019, 11:13:53 »
Hallo Eleonore,

habe es heute früh schon gesehen, dass das "n" und ein Komma fehlt.
Habs jetzt ausgebügelt! (Danke für den Hinweis, kennen wir uns bereits von einem anderen Forum?)

Ich danke Dir für Deinen Kommentar.

vlg

EV
« Letzte Änderung: Dezember 31, 2019, 11:30:35 von Eisenvorhang »

Eleonore

  • Gast
Re: Und sie verschwinden, sie sind einfach fort!
« Antwort #3 am: Dezember 31, 2019, 12:21:55 »
Hallo Eisenvorhang,

gerne hingewiesen hat sie.
Ja, wir kennen uns aus einem andren Forum.

lG Eleonore

Agneta

  • Gast
Re: Und sie verschwinden, sie sind einfach fort!
« Antwort #4 am: Dezember 31, 2019, 13:43:10 »

Sehr schln und poetisch, liebe EV. Da es so schln ist, würde ich noch etwas feilen. Hebubgszahlen anpassen und der Bug des Waldes. Da würde ich ein anderes Remwort nehmen.


Die Wolke steigt. Sie zieht schon von mir ab,
ganz still verfolge ich den Flug
der Vögel, zärtelnd fallen sie hinab
in reife Wiesen, in des Waldes Bug.

hier hat du bis auf Z. 2 alles 5 er Hebungen. Da würde ich Z. 2 anpassen.Vielleicht "derVögel Schweben oder Schwingen. und dann die nöchste Zeile anpassen.

Und sie verschwinden, sie sind einfach fort!
Fragil sind alle Wiesen vom Glanz des Tages,
sind aufgebauscht, erregt und immer dort
wo nachts die Einsamkeit erblüht. Ein vages
Z. 2 hüpft aus derMetrik: Fragil ist aller Wiesen Glanz vom Tage

Gefühl von Einsamkeit. Die Einsamkeit
der Tannen muss nicht mit sich ringen.
Sie muss nur warten, bis es wieder schneit:
Sie haucht das Edelweiß aus ihren Schwingen.
Hier wieder Z 2 eine 4 er Hebung.

Gene mitgeträumt mit LG von Agneta



Eisenvorhang

  • Gast
Re: Und sie verschwinden, sie sind einfach fort!
« Antwort #5 am: Dezember 31, 2019, 13:57:31 »
Hallo Agneta,

schön, dass es dir gefällt.
Der Rhythmus darf gern unberührt bleiben.
Ich bin nur selten jemand, der streng in Formen schreibt. 

Flappser in der Grammatik und Kommasetzung hingegen, dürfen sehr gern aufgezeigt werden.

Danke für deinen Kommentar!

vlg

EV

Erich Kykal

Re: Und sie verschwinden, sie sind einfach fort!
« Antwort #6 am: Januar 02, 2020, 20:28:07 »
Hi EV!

Sehr schönes Werk - die erzeugte Stimmung ist intensiv, leicht geheimnisvoll und mystisch, verwoben mit einem starken Gefühls des LyrIch, dass poetisch geschickt damit verwoben wurde. Chapeau!

In S2Z2 hast du einen Senkungsprall auf "Wiesen vom". Ob der Tagesglanz die Wiesen wirklich "fragil", also zerbrechlich macht, sei dahingestellt. Mir kommt das Bild etwas seltsam vor. Mögliche Alternative: "berührt sich alle Wiesen vom Gefühl des Tages,"

S2Z3 - Komma ans Zeilenende.

S3Z1 - die Wiederholung vn "Einsamkeit" soll lein lyrischer Effekt sein, gefällt mir aber dennoch nicht. Ich würde das vordere Teil durch "Einsamsein" ersetzen, um wenigstens etwas Variation hineinzubringen.


Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Und sie verschwinden, sie sind einfach fort!
« Antwort #7 am: Januar 03, 2020, 11:36:52 »
Hi Erich,

in der Tat ist mehrfach betonte Einsamkeit ein Mittel etwas hervorzuheben. Oder anders formuliert: Es ist einfach Versuch.
Dass der Rhythmus in der Zeile nicht im Takt ist, dass weiß ich.
Ich hatte mehrere Varianten, die rhythmisch korrekt waren, mir aber nicht gefielen. Dein Vorschlag gefällt mir ausnehmend gut.
Am Ende das Gedichtes läuft gehts ja um den Winter.
Wiesenblumen können vom Glanz (Schnee) des Tages also schon eine gewisse Fragilität aufweisen.
Inwiefern das für den Leser aber durchdringt... Ist mir nicht bewusst.

Deinen Vorschlag übernehme ich aber, falls es dir genehm ist Erich.

Ach: Ich wünsch dir ein frohes und vor allem... gesundes Neues. (So gut es geht)
Danke für deine Gedanken.

vlg

EV