Das hier ist Wasser
für David Foster Wallace
Der Griff ins Meer der Dinge.
Wie sichs dem Menschen ballt!
Ein Kräuseln, Wellenringe,
nicht starr, nicht jung, nicht alt.
Die Formen und Gestalten,
im Wandel nicht gefrorn,
kein Suchen, kein Erhalten,
nicht an die Zeit verlorn.
Der Augenblick: Die Stelle,
um die die Welt sich dreht.
Ob Berg, ob Tal, ob Welle
am Ufer von Milet.
-----
Anmerkungen:
Eine metaphorische Meditation über das Wasser, das (in dem uns geläufigen Aggregatzustand) seine Wege durch kleinste Ritzen und Engstellen bahnt und dabei in immer gleichem Kreislauf (solange wir uns hienieden in einer habitablen Zone befinden) als ewiger Gestaltwandler durch alle Formen schreitet.
David Foster Wallace widmete dem Wasser einen lesenswerten Essay ("Das hier ist Wasser"), basierend auf einer Absolventenrede von 2005. In seinem Text stellt er dar, wie lebenswichtig es für jeden einzelnen Menschen ist, der inneren Verdrahtung seines egozentrischen Gehirns zu entkommen (das Gehirn als "terrible master") und zu lernen, wie man zum Bestimmer des eigenen Denkens wird.
Wallace veranschaulicht die mögliche, fatale Fixierung auf destruktive Denkinhalte, die unser Gehirn annehmen kann, im Bild des Selbstmörders, der sich in den Kopf schießt (das übliche von Suizidanten gewählte Ziel, wenn sich diese mittels einer Schusswaffe aus dem Leben katapultieren). Das Wasser (das nicht im Mittelpunkt des Essays von Wallace steht) ist ein Gegenbild zur verderblichen Starrheit des Denkens. Drei Jahre nach seiner Absolventenrede hat sich Wallace durch Erhängen getötet.
Thales von Milet ist einer der klassischen griechischen Denker, die das Wasser als Urprinzip unserer Welt definierten.