Schmerzturm
Schon zwanzig Jahre ist es her,
da gingst du fort und kamst nicht mehr.
Du warst mein sanftes Kinderlicht,
ein Licht, das Nacht mit Glanz durchbricht.
Und jedes Jahr um diese Zeit
schrieb ich für dich nun ein Gedicht.
Doch kam der Tod noch oft zu mir,
hat mir danach noch mehr genommen,
ließ mich zurück, im Schmerz benommen
um Mutter, Mann und manches Tier.
Ein Schmerzturm wurde mir zu eigen,
versteckt in meiner Seele Wand.
Doch mit der Zeit, an Enkels Hand,
hab ich gelernt, ihn zu besteigen.
Von seiner höchsten Spitze aus,
schaun wir aufs weite Meer hinaus.
Wenn unsre Seelen Salzluft trinken
und Abende im Watt versinken,
sehn wir am fernen Horizont,
euch alle gütig lächelnd winken.
Anm. Zum zwanzigsten Todestag meines Vaters