Autor Thema: Welttheater  (Gelesen 1102 mal)

Sufnus

Welttheater
« am: M?RZ 21, 2019, 12:40:56 »
Welttheater

Durchdauern ins Vergänglichsein,
spektakelsatt und blind,
der Augenblick treibt Schulden ein.
die Welt dreht sich im Wind.

Das ozymandische Entfalten
schreibt Wollen groß mit Weh,
versucht noch Spuren festzuhalten
im fast gefallnen Schnee.

Vor Glücksverlangen so allein
wie frische Kinder sind,
den Schlaf im Schlaf vom Schlaf befrein,
die Welt dreht sich im Wind.

Erich Kykal

Re: Welttheater
« Antwort #1 am: M?RZ 21, 2019, 16:19:33 »
Hi Suf!

Geniale Zeilen! Allein schon das tolle Wortspiel S2Z2!

Superb verdichtet, das große und ach so sinnlose Welttheater, dem jeder Mensch einen Sinn verleihen möchte und manche ihren Sinn aufprägen wollen!

Unser Gehirn, die Sinnfindungsmaschine, kann offenbar mit der Vorstellung nicht leben, dass ein Sinn nicht unbedingt sein muss, um einem Leben Qualität und Zauber zu verleihen. So verursachen wir uns und der Natur unsägliches Weh und enden doch letztlich nur als Sklaven der Entropie, die mit ihrem gnadenlosen Ablauf alles begräbt, was wir sind, waren und sein wollten. Alle Spuren werden getilgt, denn einen Sinn gab es nur für jene, die einen brauchten ...

Solche Gedanken beschleichen mich beim Lesen deiner Zeilen.

Sehr gern gelesen!  :) Chapeau!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Martin Römer

  • Gast
Re: Welttheater
« Antwort #2 am: M?RZ 22, 2019, 06:27:22 »
Diese Gedanken haben dich auch im Eiland beschlichen vor einigen Tagen und schleichen dann auch gern mal weiter in meine Nächte, insofern muss es erlaubt sein, kurz nachzuhaken.

Alle Spuren werden getilgt – jaja, aber was ist mit der „andern Seite“? Leiden über Leiden frommer Seelen, teilweise unsägliches Weh – für nichts? Das ist auch so eine Schizophrenie, die mir manchmal das Herz bekümmert.

Ich muss mich wohl oder übel mit ekligen Sachen auseinandersetzen und verspüre doch dabei einen gewissen heiligen Drang.

Der Fensterriegel war so nah. Ich voller Beben.
Was sollte mir dies jammervolle Leben?
Die durch das Morgen mich geleiten…

Es muss etwas sein in den ganzen Kreisen und Ketten und in der ganzen Gewalt, dass sozusagen „weitergegeben“ wird, denn sonst könnte man wohl einfach aus dem Fenster springen.

………………………….. Auf Spektakel oder auf Erhitzte hat natürlich niemand Lust. „Schulden“, ist das nicht eine dieser Plural-Fallen? Aber ich kann mich irren – oder es wird mir im Moment kein Bild.

Gutenmorgengrüße ringsum
M

Sufnus

Re: Welttheater
« Antwort #3 am: M?RZ 22, 2019, 16:29:25 »
Lieber eKy, lieber Martin!
Vielen Dank für Eure inspirierenden Gedanken! Ich denke beide lasst Ihr - wenn ich Euch da nicht missinterpretiere - einen "Sinn" in diesem Welttheater durchaus gelten, soweit dieser vom je einzelnen Menschen geschaffen wurde, der daran dann aus der selbst gegrabenen Grube der Verzweiflung klettern kann - ein Baron Münchhausen, der sich an den eigenen Haaren aus einem selbst erzeugten Sumpf zieht.
LG!
S.

Martin Römer

  • Gast
Re: Welttheater
« Antwort #4 am: M?RZ 22, 2019, 21:02:48 »
Ach ja, der Baron. Hübsch und mit ziemlicher Jähe ein krasses Wort gelassen ausgesprochen… Und ich hab natürlich auch meine hoffnungsumrötete Leibspeise – Sylt war ein gewisses Problem, aber tanzen, tanzen konnte sie……. Ich erlange hoffentlich bald Musengunst für das: aus tausend Tiefen noch fallend sich zu erheben….

Gott und Götter – das ist ja klar und kindisch. „Rufet die Arme der Götter herbei“ hat nichts mit Räuschen zu tun.

Liebe, der schöne Gleichklang im Augenblick fern aller Zahl voll Selbstentäußerung usw usw – da kann man sich streiten. Wiegt es sich und wiegt es sich oder kommt doch irgendwann die Stunde: der Kapitän im Manne wird verlangt.

Aber Heldentaten – na ja. Hach, das wirkt womöglich bissiger, als es gemeint ist: aber manchmal erübrigt sich eine Argumentation…. Auch wenn man selber als Person irgendwie wenig vom Sinn zu kosten vermag….

Gerne habe ich übrigens auch das Wissenschaftszeug – hoffentlich schieße ich nicht, bei deinen Vokabeln hier und da, auf einen goldenen Spatz…..

vor 4 Milliarden…. vor 500 Millionen….. und dann kamen wir……

Gewalt, Gewalt, Gewalt, Gewalt, Gewalt…… die Welt ist ein Flohdreck….

Oder gar die schiere Evolution und dergleichen – da muss man aufpassen. Nun, heut ist der Stalinismus, heut ist die Zeit der Krankheit und ansonsten, ansonsten haben wir es mit den „alten Fragen“ zu tun.

Wäre doch die Seele mit der großen Strahlkraft noch hier: in meinen Augen hatte sie die feinste Waage.

Herzallerliebst, die weiteren Gedanken mit dem Namen der hanebüchenen Gestalt zu verknüpfen! Das schaue ich mir dann morgen in Ruhe genauer an. Heute ist mir wohl erstmal ein friedlicher Schlaf vergönnt!

Bis dann, gutes Engelchen!

wolfmozart

Re: Welttheater
« Antwort #5 am: April 28, 2019, 15:14:50 »
Hallo Sufnus,

ein kleines aber ausgezeichnetes Werk über die Welt.
Fesselnde und ausgefallene Formulierungen und ein tiefer philosophischer Grund.

Gern gelesen

wolfmozart

Agneta

  • Gast
Re: Welttheater
« Antwort #6 am: Mai 07, 2019, 10:58:35 »
Ich schließe mich Erichs Kommi an, liber <sufnus.
LG von Agneta