Hi Suf!
Gut gegeben, Eintagsnase!
Natürlich ist alles - in ausreichend großem Zusammenhang betrachtet - völlig sinnlos und unbedeutend! Die Frage ist ja auch nicht, ob wir es dem Kosmos recht machen, sondern ob wir selbst uns in unserer kurz bemessenen Zeitspanne und in unserem vergleichsweise klitzekleinen Bezugsrahmen mit uns selbst wohlfühlen. Und wenn es dazu irgendeiner Art von "Sinn" bedarf, warum ihn nicht selbst schaffen und dann ganz fest dran glauben?
Ich persönlich habe das hinter mir gelassen. Ich habe schon vor Jahren akzeptiert, dass nichts, was wir schaffen, überdauern kann in astronomischen Zeitspannen, das allermeiste ja nicht einmal von Epoche zu Epoche. Die wenigen Überreste sind dann schon aus dem Zusammenhang gerissen, zerscherbt, verwittert, falsch zitiert. Nur noch die Museen raufen sich darum, und das auch nur des Prestiges, nicht einer längst zerfallenen künstlerischen Intention oder Aussage wegen.
Was immer für jeden für uns eine Rolle spielt - es vergeht mit uns, so wie Weltreiche zerfallen und auch die Menschheit irgendwann endet, ohne dass sich je eine wie auch immer geartete Sorte von schicksalhafter "Bestimmung" für unsere Art offenbart hätte.
Weil es derlei nicht gibt, nicht geben darf, egal, ob Götter (oder EIN Gott) existieren oder nicht. Denn gibt es Götter und eine Bestimmung, so wäre unser Wille nie frei gewesen, und Aufstand und Revolution wären die logischen Konsequenzen, oder Erstarrung in hoffnungslosem Gehorsam. Und gibt es keine Götter, warum sollte es dann eine Bestimmung geben? Man merkt, ich war nie der willfährige oder untertänige Typ ...
Meinetwegen kann es gern einen allmächtigen Gott geben - wer sagt, dass ich verpflichtet bin, ihn deshalb anzubeten!? Oder schleimerisch seine Nähe zu suchen? Ich kann ohne Krücken leben, vielen Dank auch.
Doch obwohl ich mir der Sinnlosigkeit meiner Existenz bewusst bin, hadere ich nicht damit - im Gegenteil, ich empfinde sie als befreiend und tröstlich. Ein Sinn ist immer austauschbar - es ist vielmehr wichtig zu hinterfragen, warum er den meisten Menschen so wichtig erscheint! Verwechseln sie das mit Trost oder Hut oder Ziel? Wenn ICH einen Sinn für mein Handeln benötige, schaffe ich ihn mir selbst - und im Gegensatz zu den Beteuerungen der Priester und Moralisten werfe ich meine ethischen und moralischen Werte nicht über Bord, bloß weil "eh alles egal sei" - Überraschung! Ich mutiere trotz dieser Einsicht nicht zum Psychopathen, der macchiavellistisch seinen Weg geht.
Daher meine Einsicht: Für ein gerechtes Leben ist kein Sinn notwendig, keine "höhere Wahrheit", der man nachzulaufen und sich unterzuordnen habe. Das ist alles bloß gesellschaftspolitisches Brimborium zur Verstärkung von Gruppendenken und ideologischer Identität, sei es politisch oder religiös motiviert! Und ein billiger Trost für jene, die ihre Welt gerne überschaubar und einfach haben möchten.
Also lasst uns weiter Kunst machen im Bewusstsein, dass nichts eine Rolle spielt - außer in unserer eigenen Vorstellungswelt - und wie wir wissen, kommt es uns ja im Grunde fast nur genau darauf an, nicht wahr? Wie anders wären Religionskriege oder der Kampf politischer Systeme seit Menschengedenken sonst möglich oder auch nur ansatzweise sinnvoll oder erklärbar? Wie das verkrampfte Ringen um Macht und Einfluss, immer um irgendweine "ultimative Wahrheit" mit Manipulation oder gar Gewalt zu etablieren? Wir machen uns viel zu selten bewusst, wie großen Einfluss unsere Metaebenen auf die tatsächliche Realität haben, die wir danach zu gestalten trachten.
Und dabei, bei all diesem Machen und Tun, vergessen wir gerne, wie unbedeutend und sinnlos all unsere Bemühungen im größeren Rahmen bleiben. Da kannst du so viel drüber schreiben, wie du willst!
LG, eKy