Hi Suf!
Mit des blinden Huhnes Korn hat das nichts zu tun, lieber Sufnus! Es ist nur eben so, dass gute Dichter sich der Mittel der Sprache intuitiv so bedienen, um beabsichtigte Aussagen mit möglichst deutlichen Effekten zu untermalen. Wir wählen Rhythmus, Sprachmelodie und Wortklang fast automatisch entsprechend der zu suggerierenden Stimmung, oft ohne dass es uns dabei bewusst wird. (Passiert mir selbst ständig ... deshalb muss ich wohl auch ein "guter Dichter" sein, oder!?
)
Ich ist ein andrer, mach ich mich glauben,
ich ist ein andrer, sage ich mir,
mich meines ichs durch mich zu berauben,
Das "Ichs" hier bitte groß. Der Satz ist übrigens unvollständig konstruiert.bis ich mein ich als den anderen spür.
Ich ist ein andrer: Neuschnee und Weite,
hinter dem Ichnebel freiere Sicht,
eine noch unbeschriebene Seite:
Ich ist ein andrer, denn ich bin es nicht.
XxxXxXxxXx
XxxX
xXxxX
XxxXxXxxXx
XxxXxxXxxX
XxxXxXxxXx
XxxX
xxXxxX
XxxXxXxxXx
XxxXxxXxxX
Ich habe die Abweichung zwischen den Str. hervorgehoben. Diese ließe sich in S1 beheben durch: "ich bin ein anderer, sage ich mir" oder "ich bin ein andrer, das (oder: so) sage ich mir," (XxxXxxXxxX)
Das Werk geriete natürlich flüssiger, wenn das mittige einzelne "x" in jeweils Z1 und 3 der Str. ebenfalls dem sonstigen Takt als "xx" folgen würde:
Ich ist ein and
erer, mach ich mich glauben,
ich ist ein andrer,
so sage ich mir,
muss meines Ichs durch mich
selbst mich berauben,
bis ich mein ich als den anderen spür.
Ich ist ein and
erer: Neuschnee und Weite,
hinter dem Ichnebel freiere Sicht,
eine noch
ganz unbeschriebene Seite: (oder, klanglich runder: eine noch niemals gelesene Seite)
Ich ist ein andrer, denn ich bin es nicht.
Ich habe mir auch erlaubt, die Konstruktion von S1Z3 zu berichtigen. Statt des "muss" könnte man auch ein "will" setzen.
Sehr gern gelesen!
LG, eKy