Hi Suf!
Ich wollte das nicht in Kategorien wie positiv oder negativ ausdrücken, bloß, dass ich persönlich eben Gedichte mit makelloser Sprachhabung mehr schätze als solche, die sich gewissen Regeln oder Vorgaben unterwerfen müssen und daher sprachlich nicht immer einwandfrei daherkommen können - wie eben Schüttelreimgedichte.
Das ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen, und vergleichen wollte ich nicht, bloß meine persönliche Vorliebe zum Ausdruck bringen, nichts weiter. Es ist also nicht so, dass du das Schüttelreimen "positiver" siehst als ich, denn es ist nicht so, dass ich es negativ sehe - du bevorzugst es nur mehr als ich.
Mit dem "Anspruch" meine ich die Motivation, mit der ich ans Schreiben herangehe: Will ich ein wirklich "schönes", makelloses Werk von sprachlicher Eleganz schaffen - oder konzentriere ich mich darauf, Schüttler zu finden und irgendwie logisch in einem gereimten Text unterzubringen, weil mich diese Art Sprachjonglage mehr fasziniert und interessiert als ein zutiefst lyrisches Gedicht.
Natürlich kann man mit letzterem auch einen lyrisch ansprechenden Text schaffen, aber so letztlich richtig elegant in allen Details wird es fast nie sein, das verhindert die Beschränktheit der Möglichkeiten dieser Materie. Das heißt, die höchste Ebene des eigenen lyrischen Potentials wird man mit Schüttelreimen nicht ausschöpfen können. Für den, dem die Schüttler wichtiger sind als der "lyrische Anspruch", von dem ich sprach, ist das auch kein Problem und nichts, worüber er zu grübeln hätte. Ich wollte ja auch keinen Vorwurf zum Ausdruck bringen. Es geht eben um eine gänzlich andere Prämisse!
Fazit: Schüttelreimgedichte (oder andere spezielle Formen, deren Möglichkeiten begrenzt sind) und das klassische Gedichteschreiben unterliegen unterschiedlichen Herangehensweisen an die Sprache selbst und sich daher nicht qualitativ vergleichbar.
Sprachlich wirklich elegant und formal untadelig formulierte, nach lyrischem Feingefühl wirklich stimmige Schüttelreimgedichte sind höchst selten. Nun gut, das ist bei normalen Gedichten meist ebenso, aber dort liegt es daran, dass nur wenige wirklich gut Gedichte schreiben können. Beim Schüttelreimen ist es nun mal so, dass ein Dichter - und sei er noch so gut - aufgrund der Begrenztheit der Möglichkeiten niemals sein volles lyrisches Potential hinsichtlich wirklich ergreifender Poesie wird ausschöpfen können. Lies mal Fridolins wenige schüttellose Werke, dann verstehst du vielleicht, was ich meine. Aber ihm ist das Schütteln eben wichtiger als das möglichst innige Dichten, kein Problem.
Da man also das eine nicht mit dem anderen vergleichen sollte, kann man, so wie ich, nur über persönliche Vorlieben sprechen, und indem ich das tue, beleidige ich niemanden, weder gewollt noch ungewollt, zumindest, wenn man es richtig versteht.
Dass ich Fridolins Werke kommentiere, beweist sowieso, dass ich sein Können auf diesem Gebiet hoch schätze. Dass mir "normale" Gedichte, sofern sie gut geschrieben sind, jedoch näher stehen, das weiß er schon lange, und damit wird er wohl leben können.
LG, eKy