Hi Suf!
Ein sehr schöner, elegischer Text mit höchst lyrischer Wortfindung. Ein - im wahrsten Wortsinne - Gedicht!
Ein paar Kleinigkeiten:
Auftaktmäßig hast du dieses Schema: ubbb - ubuu - uuu - uu
Du erkennst das Ungleichgewicht. Die Vierzeiler solltest du unbedingt einander angleichen, damit ein klarer Takt, eine regelmäßige Abfolge entstehen, die dem Leser zeigt, dass dieses Schema so GEWOLLT ist.
In S1Z4 gibt es einen Senkungsprall auf "Ly
ra zersprang".
Dein Hebungsschema lautet hier: 3333 - 3343 - 433 - 44
Du erkennst das Ungleichgewicht. Auchhier wäre eine geordnete Abfolge wünschenswert, wann man schon wechselt.
Ich versuche mal was:
Wir stehen starr am Ufer
als Stimmen im Gesang,
sind mittellose Rufer -
die Lyra, sie zersprang.
Und auf dem Spiegel tanzen
die Wellen, der Poet,
so zeigt im großen Ganzen
die Lichtspur sich beredt:
Was schön ist, wird bestehen,
jedoch in keinen Bildern -
im Klagen nur, im Schildern.
Wir gleichen, so besehen,
den Pollen, die verwehen
von Pflanzen, die verwildern.
So bekommen wir eine dreihebige Sonettform mit unbetontem Auftakt. Silbenschema: 7676 - 7676 - 777 - 777, Kadenzen: wmwm - wmwm - www - www
Natürlich darfst du einwenden, dass du dich eben nicht an "starre" Formen halten willst. Ich habe nichts dagegen, wenn du deinen Text oben nicht änderst. So ist er auch "okay". Für mich entstehen lyrische Harmonie und "Gleichklang" in seiner poesievollsten Ausprägung aber eben so: In der klaren, nachvollziehbaren Abfolge von Takt und Kadenz, dem rhytmischen Wiegen der vollendeten Sprache darin.
Hier wollte ich dies nur demonstrieren, sozusagen als Vergleichsmöglichkeit, nicht als sich aufdrängen wollende Korrektur. Ich bitte dich, das so zu betrachten.
Gern gelesen und "beklugscheißert"!
LG, eKy