Die Magnolie
Noch einmal schaute ich zu ihren Zweigen,
an denen Blüten vage Himmel küssten,
Als ob sie wüssten von des Mensch Gelüsten,
erblühten sie in ihrem rosa Reigen!
Mal wirkte es, als schmollten die Belippten,
mal streckten sie die Kelche stolz empor,
als hätten sie noch Ungeahntes vor,
derweil die ersten Bienen emsig nippten.
Wie ein Gemälde stand der Baum, berauschte,
veredelt, mit der Pracht, die an ihm bauschte.
In eine Welt, die Rosa längst vergaß,
schwarz-weiß konform mit festen Mustern maß,
flog Samen keusch in einen kalten Tag,
auf dem ein zarter, rosa Schimmer lag.
Hi Agneta!
Sehr schönes Sonett mit starken lyrischen Bildern, sprachlich wunderbar umgesetzt.
Was mich störte:
S1Z3 - Warum beginnt diese Zeile mitten im Satz groß?
Außerdem: "Des Mensch" klingt derart verkürzt furchtbar gezwungen, geschraubt. Korrekt wäre "des Menschen" oder "des Menschs" - was aber sprachlich auch nicht gut klingt.
Eine brauchbare Alternative wäre:
"Als
wüssten sie von menschlichen Gelüsten," - In diesem Falle würde ich am Ende von Z2 einen Punkt setzen und einen neuen Satz beginnen.
S3Z2/3 - Die männliche Kadenz stört hier nicht nur deshalb, weil sie im klassischen Sonett nichts zu suchen hat - heute sieht man das ja längst weniger strikt, sondern weil sie keine Entsprechung im ersten Quartett hat. Das macht es quasi zum Ausrutscher.
S3Z3 und S4Z2/3 haben ebenfalls männliche Kadenz ohne ein klares Schema dahinter. Dort allerdings fällt es weniger auf, das mag der Struktur der Terzette geschuldet sein, oder jener des Textes.
S3Z2 - Kein Komma nach "veredelt".
S3Z1 - Wozu der Bindestrich in "schwarzweiß"?
S3Z3 - Komma nach "zarter" überflüssig.
Ich versuche mal eine Glättung der erwähnten Problematiken:
Noch einmal schaute ich zu ihren Zweigen,
an denen Blüten vage Himmel küssten.
Als wüssten sie von menschlichen Gelüsten,
erblühten sie in ihrem rosa Reigen!
Mal wirkte es, als schmollten die Belippten,
mal so, als saugten sie den lichten Segen
des frühen Tags und wüchsen ihm entgegen,
derweil die ersten Bienen emsig nippten.
Wie ein Gemälde stand der Baum, berauschte,
veredelt mit der Pracht, die an ihm bauschte.
In eine Welt, die Rosa längst vergaß,
schwarzweiß konform in festen Mustern maß,
flog Samen keusch durch eine kalte Stunde,
und zarter Schimmer lag auf ihrer Runde.
Nimm ,was dir brauchbar erscheint! Sehr gern gelesen und damit gespielt!

LG, eKy