Autor Thema: Verblassen  (Gelesen 1289 mal)

Erich Kykal

Verblassen
« am: September 16, 2017, 08:57:05 »
Der alte Mann lebt seltsam fortgenommen
aus aller Welt, von innen abgeschieden,
das Leben meidend und von ihm gemieden,
als hätten sie einander nie vernommen.

Er wirkt verloren, irgendwie verschwommen,
als wäre vage, was von ihm hienieden
im Sein verblieb - als hätte er entschieden,
verreist zu sein und nicht mehr angekommen.

Der alte Mann verrührt in seiner Tasse
Erinnerungen langsam mit Kaffee
und blickt hinaus in seine schmale Gasse.

Die Tage sind gezählt, und ihren Stunden
tun alte Schulden nicht mehr gar so weh.
Sein Frieden wirkt, als wäre er gefunden ...
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Verblassen
« Antwort #1 am: Oktober 15, 2017, 19:06:37 »
Lieber Erich,

ein sehr tristes Gedicht über Einsamkeit, Vereinsamung und seelische Verarmung, gemildert durch ein versöhnliches finis.

Wie immer von gekonnter Wortschönheit und Bildsprache!
Ich schwöre Stein und Bein, daß ich es esr nach meinem Tridemidentopodus gelesen habe, etwa 1 Stunde vorher geschrieben!

Ganz liebe Grüße
von
Cypi
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Curd Belesos

Re: Verblassen
« Antwort #2 am: Oktober 19, 2017, 23:33:38 »
moin moin Erich,

irgendwann ist man des aktiven Lebens müde, such Frieden mit sich selbst und mit der Welt....... und wartet...............

Nachdenklich, doch gerne gelesen, da ich glaube, dass es dem entspricht, was viele von uns im Lebenswinter suchen  ...
Zitat
Sein Frieden wirkt, als wäre er gefunden

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Erich Kykal

Re: Verblassen
« Antwort #3 am: Oktober 20, 2017, 16:18:47 »
Hi Cypi!

Leider habe ich als Stiefkind der Hochkultur keine Ahnung, was der Tridingsbums sein könnte!  ::)

Hi Curd!

Die letzten Jahre friedlich ausklingen lassen, sozusagen. Vielleicht auch Flucht vor einer alten Lebensschuld.


Vielen Dank euch beiden für das freundliche Echo!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Verblassen
« Antwort #4 am: Oktober 25, 2017, 09:59:15 »
Liebeer Erich,

Tridingsbums ist der Titel meines Gedichts. ;D

Liebe Grüße
von
Cypi
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Fridolin

Re: Verblassen
« Antwort #5 am: November 01, 2017, 07:00:09 »
In den Beiträgen auf der Wiese stöbernd bin ich hier hängen geblieben. Das Gedicht beschreibt sehr treffend meinen derzeitigen Seelenzustand. Am meisten berührt mich "fortgenommen", denn mir wurden in diesem Jahr so viele Menschen für immer fortgenommen, was mich nicht nur psychisch, sondern auch physisch geschwächt hat. Offenbar war mein Immunsystem so geschwächt, dass es den Angriffen einer Gürtelrose nicht genügend Widerstand leisten konnte, unter deren Nachwehen ich heute noch leide. Das ist auch mit ein Grund, weshalb ich hier nur sporadisch vorbeischauen kann.

LG Fridolin 

Erich Kykal

Re: Verblassen
« Antwort #6 am: November 01, 2017, 13:51:22 »
Hi Fridolin!

Es tut mir leid, das zu hören! Ich las eben dein Bergkamerad-Gedicht und drückte dort mein Bedauern über deinen Verlust aus - nun lese ich, dass es nicht der einzige war!

Gute Besserung bezüglich der Gürtelrose und natürlich auch hinsichtlich deine psychischen Verfassung! Ich weiß nicht, ob es dir helfen kann, aber was mich in meinen depressiven Phasen letztlich aufrecht hielt, war das einfache Mantra: "Es kommen auch wieder bessere Tage!" Hätte ich mich fallen lassen, ich hätte sie nicht mehr erfahren - denn es stimmte jedes Mal!

Auch das obige Werk schrieb ich mit teilweise autobiographischen Hintergedanken, denn so "aus der Welt genommen" lebe ich seit Jahrzehnten, nun kommt nur noch zunehmend das Alter dazu. Und dennoch freue ich mich an Kleinigkeiten und weiß das mir geschenkte Leben auf meine Art zu genießen, auch ohne andere Menschen darin.

Wie kann etwas bloß zugleich so irrelevant und kostbar sein? Im großen Rahmen spielen wir keine Rolle, wir sind Staub im Winde - im eigenen kleinen und doch unendlichen Universum des Inneren sind wir Gott und Dämon gleichermaßen! Welche Realität ist die entscheidende? Woran sollen wir uns letztlich definieren? Diese Antwort bleibt jedem selbst überlassen.

Vielen Dank für deine Offenbarung.  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Gürtelrose
« Antwort #7 am: November 12, 2017, 10:19:16 »
Lieber Fridolin,

die habe ich auch hinter mir, sogar mit dem klassischen Bild aus dem Lehrbuch:
Nacken, Rücken, Hals, Gesicht.
Bei mir ist gsd nichts zurückgeblieben.
Ich wünsche Dir viel Kraft, um alles zu bestehen/überstehen!

Liebe Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte