Autor Thema: Herbstlied  (Gelesen 1279 mal)

Erich Kykal

Herbstlied
« am: Oktober 07, 2017, 12:27:16 »
Der Himmel: wie mit Nebel überzogen,
das Herbstlaub schartig und schon halb verweht
mit einem Winde, der beständig geht,
als hätte ihn die Zeit dazu bewogen.

Das letzte Grün: wie kränklich hingelogen,
als wüsste es, dass es vergeblich fleht
nach einer Wärme, die darüber steht -
verloren nun und seinem Tag entflogen.

Das Lied des Lebens sammelt seine Noten,
sie wiederum bescheiden zu verhalten,
wenn dunkel es die weiße Zeit begleitet.

Im Frühling erst wird es sich neu gestalten,
dem Lichte jubelnd und erlöst entboten,
wenn alles sich zu neuem Glanz entbreitet.
« Letzte Änderung: Oktober 10, 2017, 14:32:57 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Herbstlied
« Antwort #1 am: Oktober 07, 2017, 21:22:19 »
moin moin Erich,

ein wunderbares "Herbstlied", das schon mit den Doppelpunkten in den ersten beiden Strophen das herbstliche Lebensgefühl hervorhebt. Für mich, ein sehr gelungener Auftakt.

Die Weiterführung mit "Das Lied des Lebens" tröstet, denn dadurch wird der Winter nicht mit dem Lebensende in Verbindung gebracht sondern zeigt an, dass es eine Zeit der Besinnung und Erholung geben wird, was dann im zweiten Terzett auch angezeigt wird.

Zitat
Das Lied des Lebens sammelt seine Noten,
sie wiederum bescheiden zu verhalten,
wenn dunkel es die weiße Zeit begleitet.
[/color]

Diese dritte Strophe lässt mich begeistert zurück.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Laie

  • Gast
Re: Herbstlied
« Antwort #2 am: Oktober 09, 2017, 20:25:37 »
Hi eKy,

ein grandioses Herbstsonett mit einigen Schmankerlstellen! Ich hab's wahnsinnig gern gelesen :)


Gruß,
Laie

Erich Kykal

Re: Herbstlied
« Antwort #3 am: Oktober 10, 2017, 14:34:56 »
Hi Curd, Laie!

Vielen Dank für das positive Echo und eure Freude mit meinen Zeilen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Herbstlied
« Antwort #4 am: Oktober 14, 2017, 17:24:38 »
Lieber Erich,

das Gedicht ist so schön, daß mir Jubel in der Brust quillt.
Ich wollte, ich hätte es so geschrieben.
Letztes Wort:
Findet sich etwas, das nicht mit ent- beginnt?
Etwas mit geweitet, oder verleitet oder so.
Nur eine klitzekleine Anmerkung.

Vor solchen Dichtern wird Hingabe leichtgemacht - dichterisch betrachtet.

Liebste Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Herbstlied
« Antwort #5 am: Oktober 14, 2017, 18:41:04 »
Hi Cypi!

"Entbreiten" nutzt die Vorsilbe ja nicht im negativen Sinne, sondern in der Bedeutung von "auseinander(breiten)", so wie man zB eine Landkarte "entbreitet".

Was also ist gegen diese Verwendung einzuwenden? Oder gefällt dir einfach der Klang nicht?

Vielen Dank für das freundliche Lob! Nach einer Stunde auf Pötry mit Zwillingstrottel und Heinzelzwergchen habe ich mich doch tatsächlich schon für einen Versager gehalten!  ;) ;D


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Herbstlied
« Antwort #6 am: Oktober 14, 2017, 21:57:15 »
Du hast mich mißverstanden, lieber Erich.
Nichts ist gegen das entboten (auch nicht negativ besetzt) einzuwenden;
mich hat lediglich die Wiederholung des ent- im letzten Vers etwas irritiert.

Ruh Dich auf der Wiese von indolenten Erscheinungen wie Heinzelmännern und Gem-sen aus!

Lieben Gruß in die Nacht
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte