Er hatte sie vor vielen Jahren
zuerst bestiegen, und sie rief
nach ihm, so schien es, wenn er schlief,
um es noch einmal zu erfahren.
Und war er nun auch alt geworden
und fügte sich des Lebens Lauf,
so brach er eines Nachts doch auf,
und sollte sie ihn auch ermorden.
Stand ihr zu Füßen, sah die Schatten
der Wolken, die mit schwarzer Hand
sie streichelten, und trank gebannt
das Mondlicht von den Felsenplatten.
Dann griff er zu. - Die Fingerkuppen
in Knöchelgrübchen eingehängt,
zog er sich, eng an sie gedrängt,
empor und fühlte Kalksteinschuppen.
Sein Fuß betrat die zarten Kehlen
am zweiten Pfeiler, und er kroch,
schwer atmend schon, zum Stollenloch,
um sich im Riss hinauf zu quälen.
Dort harrte er, begann zu zittern.
Die Altersschwäche fiel ihn an.
Die Wand jedoch schien ihren Mann,
ihr Glück, an seinem Schweiß zu wittern.
Gleich schmiegten sich die grauen Steine
an seine glühend heiße Stirn,
und kühlend fiel vom Gipfelfirn
in Schleiern eines Rinnsals Leine.
Der Mond, der stille Wegbereiter,
erleuchtete die rote Fluh,
und des Belebten Kletterschuh
stieg nun schon durch das Eisfeld weiter.
Vom Götterquergang in die Spinne,
ihr weißes Netz hing in der Wand,
kristallen glitzernd jedes Band
umschlang es zärtlich seine Sinne.
Unendlich groß war dann die Wonne,
als er, soeben wich der Mond,
den letzten Schritt tat und belohnt
ins Weite sah in erster Sonne.
Zur Wand hin, die ihm das bereitet,
verneigte er sich, nun am Ziel -
und hob den Kopf nicht mehr und fiel
ins Tal, so freundlich hingebreitet…