Autor Thema: Stuttgadd  (Gelesen 2254 mal)

hans beislschmidt

Stuttgadd
« am: Juni 22, 2020, 08:30:42 »
Stuttgadd oh Stuttgadd
Ich hab's doch gesagt
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Stuttgadd
« Antwort #1 am: Juni 22, 2020, 11:07:57 »
Ähhhh - Häh!?   :o ???
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Stuttgadd
« Antwort #2 am: Juni 22, 2020, 18:16:52 »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Stuttgadd
« Antwort #3 am: Juni 22, 2020, 18:48:51 »
Hi Hans!

Nö. Hier in Ösiland ist man - vor allem als Biker - eher unbegeistert von der Schmier (Bullen, Cops, Polente, ...), aber man respektiert sie und ihren Job. Kein Grund allerdings, ihnen nicht aus dem Weg zu gehen, wo möglich ...  ;) >:D

Das mit der Ploizeigewalt - oder Gewalt gegen die Polizei - ist so eine Sache. Man kann einerseits nicht den Bürgern Demokratie, Bürgerrechte und freie Meinungsäußerung beibrigne und dann gleichzeitig erwarten, dass sie sich weiter alles brav gefallen lassen wie einst in der Monarchie, obrigkeitshörig und entmündigt.
Dass Protest oder andere Meinung in Situationen mit der Polizei oft in Gewalt ausarten, hängt zumindest zum Teil sicher auch mit dem aufgesetzt und angemaßt autoritären Auftreten der Beamten zusammen, die zum Teil wohl immer noch einen Ton schieben, der eines Polizeistaates würdig wäre, zumindest die Machotypen unter ihnen, und das sollen ja nicht wenige sein. Zudem ist man als Polizist per se schon entweder ein konservativer, eher rigide gesetzestreuer Liniendenker (das zeigt schon die Berufswahl, oder?) - oder ein gewaltbereiter gesellschaftlich angepasster Soziopath, der heimlich Allmachtsgelüste schiebt ("Wehe dir, ich hab hier die Knarre!").

Da genügen oft Körpersprache und Kommandoton, und schon haben sie jeden Ansprechpartner gegen sich, einfach weil sie sie nicht wirklich wie Gleichberechtigte behandeln, sondern eher wie autoritäre Oberlehrer einen Schulbuben abkanzeln würden. Sicher, so sond sie nicht alle, aber ein wenig davin klingt doch bei vielen durch.
Und dann geht die Abwärtsspirale los: Barscher Ton-->Widerspruch-->Befehlston-->Uneinsichtigkeit-->Verhaftungsandrohung-->Beamtenbeleidigung-->Rauferei! Mit den Jahren verstärken sich die Antipathien: Das Bild der Polizei, vor allem in bestimmten Bevölkerungsschichten, wird stetig schlechter, der Wiederstand gegen die "Staatsgewalt" immer zäher und frecher, und die Beamten werden immer grimmiger, unleidiger und autoritärer, weil sie sich nicht respektiert fühlen, so wie sie denken, dass sie sein sillten, um ihren Job ordentlich zu erledigen.

Dazu kommt, dass es chronisch zu wenige Polizisten gibt, was die Stresslevel durch die Decke treibt und für noch kürzere Lunten sorgt, dass die Ausrüstung meist überaltet oder gar defekt ist (oder gar nicht vorhanden!), und dass sich unter Studenten und anderen gebildeteren Teens und Twens, die praktisch ohne spürbare Staatsautorität aufgewachsen sind, die Ansicht verfestigt hat, dass sie zwar alle Rechte, aber keinerlei Pflichten hätten, wie jene des Respekts und höflichen Umgangs. Verwöhnte Bratzen, die sich einbilden, ihr Papa könnte schon alles richten, und die in Vollzugsbeamten nur niedere Büttel sehen, wie zB die Overall-Zombies von der Müllabführ, die ihnen nichts zu sagen hätten ("Fass mich nicht an, du Faschistensau!")
Das geht mittlerweile schon so weit, dass sogar die Uniformträger der Rettungsdienste attackiert oder behindert werden, bloß weil irgendwelche besoffenen Halbgaren in ihnen das "Feindbild des Establishments" wahrzunehmen glauben ... - da wird's dann rasch tragisch!

Was tun? Einfach: Mehr Geld in eine gut ausgebildete Polizei stecken! Mehr Beamte, aber gut psychologisch geschult und charakterlich ausgesiebt, dazu moderne Ausrüstung vom Feinsten. Mehr Aufklärung in Schlen betreiben, warum eine Polizei nötig ist und was ihre Rechten und Pflichten sind, ebenso wie die jener, die sie beschützen sollen. Da heutzutage eh schon alles mitgefilmt wird, was so passiert, halte ich künftige Möglichkeiten für Überreaktionen oder Machtmissbrauch ohnehin für beschränkt. Schlung und Aufklärung von kleinauf, Bevölkerungsarbeit eben, das wäre wichtig.


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
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Seeräuber-Jenny

Re: Stuttgadd
« Antwort #4 am: Juni 22, 2020, 23:03:44 »
Hallo Hans,

nicht nur in der City von Stuttgart, dieser reichen Stadt im Schwabenländle, das seit jeher eine Drogenproblem hat, überall in den großen Städten der Welt gibt es zunehmend Riots. Eine chancenlose, verwahrloste Jugend greift zur Gewalt. Gegengewalt allein ist keine Antwort. Wo sind die Eltern, wo die Schulen, wo die Streetworker, die der Gewaltspirale Einhalt gebieten?

Welche japanische Form ist es, wenn es kein Haiku ist (5-7-5)?

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juni 22, 2020, 23:10:08 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

hans beislschmidt

Re: Stuttgadd
« Antwort #5 am: Juni 23, 2020, 11:55:12 »
Hi Erich,
die Zwiespätigkeit beim Verhältnis zur "Bullerei/Kiewerei" hast du sehr ausführlich beschrieben ...

Zitat
Und dann geht die Abwärtsspirale los: Barscher Ton-->Widerspruch-->Befehlston-->Uneinsichtigkeit-->Verhaftungsandrohung-->Beamtenbeleidigung-->Rauferei! Mit den Jahren verstärken sich die Antipathien

Das ist auch genau meine Einschätzung. Wir brauchen sie als Ordnungsorgan ABER ich würde da noch einen Schritt weiter gehen. Wer sind diese Menschen, die zur Polizei gehen? Ich sage, um ein Verbrechen aufzuklären, muss man denken können wie ein Verbrecher, das heißt, abseits der Polizeiausbildung braucht ein Polizist auch eine gewisse Form von krimineller Energie, um die Aufgabenstellung lösen zu können. Mancher Polizist wäre vielleicht auch ein talentierter Verbrecher geworden, hätte die Polizeischule ihn nicht davor bewahrt.

Es zeigt sich bei der Auswertung der Fotos und Filme aus Stuttgart aber langsam, wie erwartet ... dass es sich um eine länger geplante Aktion und mehrheitliche Beteiligung der sogenannten "unbegleiteten Jugendlichen mit Vollbart" gehandelt hat, was ähnlich wie in der Silvesternacht von Köln anfangs in der Presse ganz anders dargestellt wird.
Dazu kommt der Linksmob, der hier eine willkommene Gelegenheit hatte dem Staat seine Grenzen aufzuzeigen.
Es ist das, was ich schon seit 2015 sage, die Felder der No-Go Areas Duisburg, Köln, Hamburg, Berlin werden zunehmen und dort herrschen andere Gesetze. Dass jetzt auf der Einkaufsmeile der Betuchten die Randale ausbricht ist ein Novum, genau wie auf der 5th Avenue, wo mittlerweile sämtliche Geschäfte verbarrikadiert sind.

Wer sind diese Randalierer und Geschäfteplünderer?
Ich zähle drei Gruppen, die Linksautonomen, die Migrantenszene, die Underdogs - (die Neofaschos sind eher auf Straßenkämpfe aus, weniger auf Geschäfteplünderer).
Das Phänomen Plündereien wird von Der Unzufriedenheit beherrscht, dass man etwas haben möchte, was man glaubt es müsse einem zustehen und hier ist der Bogen besonders weit gespannt. Anspruchsdenken, Zerstörungswut und wahre Armut treffen aufeinander.
Die urbane Konzentration auf Großstädte, zeigt die Ausweglosigkeit der staatlichen Gewalt und ich bin froh auf dem Land zu wohnen.

Dein Vorschlag die Polizei besser auszubilden, ist zwar annehmbar, wird aber das Problem nicht lösen, dazu ist die Entwicklung schon zu weit fortgeschritten. Man versucht jetzt mit Polizeistaat die Bürgerrechte auszuhebeln, um einen totalitären Zugriff auf die gesamte Bürgerschaft zu erlangen. Das wird der nächste Schritt sein.

Hi Jenny,
richtig, wir haben uns mit der Parallelgesellschaft und rechtsfreien Zonen längst abgefunden. Die Verwahrlosung der Jugend ist Spiegelbild einer egomanischen Gesellschaft. Das ist politisch so gewollt und der Preis für die Herrschaft der Oligarchie.

Was das für eine japanische Form ist?
Der Sushi Zweizeiler natürlich? HO HO

Danke für Zeit und Kommi, Felix Austria, Gruß vom Hans
« Letzte Änderung: Juni 23, 2020, 12:28:26 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Stuttgadd
« Antwort #6 am: Juni 23, 2020, 20:39:09 »
Hi Hans!

Mehr und besser ausgebildete Polizeibeamten ist NICHT gleich Polizeistaat! Und für positive Einflüsse ist es nie zu spät. Aber wer würde das bezahlen? Halb Deutschland ist stark sanierungsbedürftig, was Infrastruktur betrifft, von den Straßen bis zur Wohnsubstanz!
Würden alle Bürger auf nur ein Monatsgehalt jährlich verzichten, wäre alles kein Problem, aber dafür reichts leider nicht mit dem hehren Gemeinschaftssinn!  ::) >:D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Stuttgadd
« Antwort #7 am: Juni 24, 2020, 08:21:36 »
Hi Erich,
Felix Austria denke ich immer wieder. Stuttgart hat die Endzeit aufgezeigt ...
Endlich wird auch mal von der Tageschau (welch Wunder) diese Problematik wahrheitsgemäß dargestellt.
Düstere Zeiten ... so schnell kommen wir da nicht mehr raus, wenn überhaupt. Gruß vom Hans
.
https://www.daserste.de/information/nachrichten-wetter/ard-sondersendung/videosextern/thomas-berbner-ndr-kommentiert-die-stuttgarter-randale-und-den-umgang-mit-der-polizei-102.html
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)