Autor Thema: Frühstück bei Tiffany  (Gelesen 1333 mal)

Seeräuber-Jenny

Frühstück bei Tiffany
« am: Juni 11, 2017, 04:09:46 »
Yunioshi mit Miss Golightly
wohl für allezeit im Streit liegt,
denn sie ist ne freie Frau.
Das ist ihm ein Dorn im Aug.

Schön ist’s am Balkon im Frühling.
Wunderbar ist dieses Feeling,
Samstagnacht mit einem Freund
durchzuziehen einen Joint.

Traurig die Bouzoukis klangen,
als wir ein paar Lieder sangen.
Plötzlich klingelte es Sturm,
Herr Yunioshi war’s, der Wurm.

Brüllt, was ich mir würd erlauben,
würde ihm die Nachtruh rauben.
Ist’s zu laut ihm in Berlin,
soll er halt ins Umland ziehn.

Sonntagsclub und Café Lyrik
waren kulturell sehr rührig.
Nun ist Zapfenstreich um Zehn,
weil die Spießer sonst durchdrehn.

Ach Herrje, so ist es eben,
man kann nicht in Frieden leben
auf der großen weiten Welt,
wenn’s dem Nachbarn nicht gefällt.

Bin zum Prenzlberg gekommen,
habe Freiheit mir genommen.
Doch trifft meine Frohnatur
heut auf Grabesstille nur.
« Letzte Änderung: Juni 11, 2017, 14:32:46 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

gummibaum

Re: Frühstück bei Tiffany
« Antwort #1 am: Juni 11, 2017, 08:29:24 »
Liebe Jenny,

das führt zwei völlig gegensätzliche Gemüter und Lebensweisen vor.  Ich kann mir die Szene lebhaft vorstellen. Haben die Namen der beiden eine Bedeutung?

Sehr gern gelesen.

LG gummibaum

Erich Kykal

Re: Frühstück bei Tiffany
« Antwort #2 am: Juni 11, 2017, 09:50:31 »
Hi Jen!

Ich habe den Film "Frühstück bei Tiffany" wahrscheinlich als kleiner Junge mal im TV gesehen, aber die Handlung war mir nicht mehr erinnerlich, außer dass es in New York spielt. Ich habe daher mal in Wikipedia nachgelesen und kann Giumminaums Wissenslücken so auch gleich füllen:

Das bezaubernde New Yorker Partygirl Holly Golightly (Audrey Hepburn) führt ein exzessives Leben voller Extreme. Gefrühstückt wird im Abendkleid vor dem Schaufenster des Nobeljuweliers Tiffany, geschlafen bis zum frühen Nachmittag. Die Nächte sind lang, die Partys schrill, die Begleiter zahlreich, und von den Herren nimmt man schon mal 50 Dollar (Gegenwert 2017 rund 400 Dollar, je nach Berechnungsverfahren) „für die Toilette“. Für den neuen Mieter in Hollys Mietshaus, den jungen, ambitionierten Schriftsteller Paul Varjak, ist die schillernde Holly, die ihn hartnäckig wegen seiner Ähnlichkeit mit ihrem Bruder „Fred“ nennt, zunächst ein faszinierendes Studienobjekt; als er sie jedoch näher kennenlernt, fühlt er sich mehr und mehr zu ihr hingezogen. Auch Holly fühlt sich in Pauls Nähe wohl und so beginnt sich zwischen beiden eine enge Freundschaft zu entwickeln. Tiefere Gefühle ihm gegenüber gestattet sich Holly jedoch nicht, denn sie verfolgt ein größeres Ziel. Sie will sich unbedingt reich verheiraten, koste es, was es wolle. Ihr bevorzugter Kandidat ist ein politisch einflussreicher brasilianischer Großgrundbesitzer. Um seinetwillen beginnt sie, ihre Zelte in New York abzubrechen.

Bevor sie jedoch ihren Plan in die Tat umsetzen kann, holt die Vergangenheit sie ein. Eines Tages steht ihr Ehemann, der ältere Landtierarzt Golightly aus Texas, vor der Tür und will sie zu sich zurückholen. Paul erfährt Hollys Geschichte. Sie heißt in Wirklichkeit Lula Mae Barnes, kommt aus ärmlichen Verhältnissen und wurde bereits mit vierzehn Jahren verheiratet, um für die Kinder des Witwers zu sorgen. Paul sieht bestätigt, was er längst geahnt hat: Hinter der Fassade der lebenshungrigen, leichtsinnigen Holly verbirgt sich in Wirklichkeit ein zutiefst unsicheres, verängstigtes Geschöpf. Holly will jedoch in New York bleiben, der Tierarzt fährt gebrochenen Herzens nach Texas zurück.

Als Holly und Paul nach einem Tag voller bunter Erlebnisse nach Hause zurückkommen, fallen plötzlich die Masken; nichts ist mehr, wie es war. Für einen leidenschaftlichen Augenblick lang wird beiden klar, dass sie einander lieben – so, wie sie sind. Als Holly bald danach jedoch vom Tod ihres Bruders Fred erfährt, glaubt sie, für ihre Liebe zu Paul bestraft worden zu sein. Sie erleidet einen Nervenzusammenbruch und bricht ihre Beziehung zu Paul ab. Hartnäckig verfolgt sie weiterhin ihre Heiratspläne und trifft die letzten Vorbereitungen für ihre Abreise. An ihrem letzten Tag in New York bittet sie Paul um ein Abschiedstreffen. Wehmütig durchstreifen sie die Stadt. Bei ihrer Rückkehr in ihre Wohnung wird Holly verhaftet. Man sagt ihr Beziehungen zu dem stadtbekannten Gangsterboss Sally Tomato nach, den sie tatsächlich auch gegen Bezahlung jeden Donnerstag im New Yorker Gefängnis Sing Sing besucht hat. Eine Heirat kommt nun für den Brasilianer aufgrund seiner öffentlichen Ämter nicht mehr in Frage; er löst das Verlöbnis auf.

Paul gelingt es, Holly mithilfe eines ihrer ehemaligen Gönner freizubekommen. Trotzdem will sie nach Südamerika reisen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Als sie verunsichert ihre geliebte Katze aus dem Auto in den Regen jagt, verliert Paul die Fassung. Er führt ihr vor Augen, dass sie in Wirklichkeit nur auf der Flucht vor ihrer Lebensangst sei. Holly besinnt sich schließlich, findet die Katze in einem dramatischen Ende wieder, und sie und Paul küssen sich im strömenden Regen. Das Lied „Moon River“, das immer wieder mit dem Film in Verbindung gebracht wird, wird in dieser Szene (wie auch in der ersten) als Chorversion gespielt.

Die Darstellung des sich ständig beschwerdenden japanischen Nachbarn wurde als rassistisch und als eine der schlimmsten Darstellungen eines Asiaten in der Geschichte des Films bezeichnet. Mickey Rooney, Darsteller von Mr. Yunioshi, war ohne asiatischen Hintergrund und trug Make-Up und Zahnprothese. In dem Spielfilm Dragon – Die Bruce Lee Story verlässt der Asiate Bruce Lee eine Filmvorführung von Frühstück bei Tiffany, nachdem er die Szenen mit dem japanischen Nachbarn gesehen hat. Mickey Rooney äußerte sich 2008, dass Edwards als Komödien-Regisseur die Figur für witzig hielt und dass sich nie jemand bei ihm persönlich über die Darstellung beschwert hätte. Gleichzeitig sagte er, dass wenn er von den Beschwerden der Leute gewusst hätte, er niemals die Rolle gespielt hätte. Auch Blake Edwards äußerte sich, dass er die Rolle im Rückblick lieber aus dem Film gestrichen hätte.

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juni 11, 2017, 15:33:35 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Frühstück bei Tiffany
« Antwort #3 am: Juni 11, 2017, 13:43:55 »
Danke, Erich. Das hilft mir sehr. Die Lücke ist geschlossen.

LG gummibaum


Seeräuber-Jenny

Re: Frühstück bei Tiffany
« Antwort #4 am: Juni 11, 2017, 14:27:12 »
Liebe Dichterfreunde,

der Film "Frühstück bei Tiffany" über das Partygirl Holly Golightly, gespielt von Audrey Hepburn, basiert auf einem Roman von Truman Capote.

Manchmal, in lauen Sommernächten, fühle ich mich ins New York der 60er Jahre versetzt. Wie Holly Golightly habe auch ich einen asiatischen Nachbarn, der sich beschwert, wenn ich Samstagnacht mal Rembetiko höre. Keinen der Alteingesessenen scheint das zu stören. Doch dieser Grobian macht aus ner Mücke nen Elefanten und brüllt das ganze Haus zusammen. Bei meinen Freunden, ob im Wedding oder in Friedrichshain, geht es manchmal hoch her. Es wird getanzt bis in die Morgenstunden, und keiner beschwert sich. Das ist im aufgehübschten Prenzlauer Berg heutzutage undenkbar. Um diesen Zusammenhang deutlich zu machen, habe ich noch ein paar Strophen hinzugefügt.

Ich hoffe, dass die Karawane bald weiterzieht.

Liebe Grüße
Jenny
« Letzte Änderung: Juni 11, 2017, 14:29:56 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Erich Kykal

Re: Frühstück bei Tiffany
« Antwort #5 am: Juni 11, 2017, 15:39:12 »
Hi Jen!

Das Gedicht zeigt ja die Vermischung des Filmbildes mit deinem eigenen Umfeld in Berlin - tatsächlich ist manchmal nicht ganz klar, wo das eine aufhört und das andere beginnt, denn DEIN Nachbar wird ja wohl kaum auch Yunioshi heißen.

Über die kleinen Unregelmäßigkeiten, die deinem persönlichen Rhythmusgefühl geschuldet sind, will ich mich diesmal nicht auslassen - nur die Falschsilbenbetonung von "durchdrehn" in S5Z4 hat wirklich weh getan.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.