Autor Thema: Vorteil  (Gelesen 1651 mal)

Günter

Vorteil
« am: April 23, 2017, 07:51:03 »
Sich bei den Feinden anzubiedern bringt mehr Lob und Gewinn als sich bei den Freunden verdient zu machen.

Erich Kykal

Re: Vorteil
« Antwort #1 am: April 23, 2017, 10:09:57 »
Hi Günter!

Das ist Ansichtsache. Wenn das Anbiedern einen Krieg mit zig unschuldigen Opfern verhindern kann, dann bin ich jederzeit dafür. Das Problem ist, dass jene, die unbedingt Feind sein WOLLEN, solches gern als Schwäche auslegen, weil sie in einer Welt leben, die nur Stärke und Aggressivität fördert und versteht.
Ein weiteres Problem ist, dass Menschen Gefühle haben und eine Sache nicht allzu lange nüchtern sehen können. Wenn man ihnen mit etwas zu lange auf die Nerven geht, neigen sie nach wie vor dazu, weit auszuholen und das Problem quasi gewaltsam "wegzuwischen". Funktioniert nie wie gewünscht, weil immer andere "zurückwischen".
Fazit: wieder Gewalt und Krieg, wieder tote Kinder - oder verhetzte mit Waffen in den zu kleinen Händen ...
Das dritte Problem ist, dass kaum einer versteht, warum Politiker immer diesen Eiertanz vollführen, anstatt "endlich mal aufzuräumen", weil sich kaum einer dazu vertiefende Gedanken machen will. Trump war auch so, dachte, er braucht nur mal fest auf den Tisch zu hauen, und alles würde so laufen wie gewünscht. Politik ist der Versuch, Hunderte relevante, aber nach außen nicht immer sichtbare Interessen ständig unter einen Hut zu bekommen, der dann auch noch den Regen abhalten soll - für alle, auch die, die ihn bekämpfen! Das sieht dann gerne mal nach außen wie "Anbiedern" aus, wie Schwäche, vor allem, wenn man in primitiveren Präliminarien denkt.
Zudem sind auch Machtmenschen nur Menschen - der Job laugt sie aus und stresst ungemein. Da geht man nur zu gerne den Weg des geringsten Widerstandes, um ein Zeil zu erreichen, solange es nur "irgendwie" funktioniert.
Ich muss sagen, ich habe ehrliches Mitleid mit allen, die so dumm waren, die Macht zu suchen, und die gut genug waren, sie zu bekommen. Was sie sich damit aufgeladen haben, merken sie meist zu spät, und wer erst mal den Tiger reitet, kann so leicht nicht mehr absteigen, ohne gefressen zu werden!
Und was wäre die Alternative zu unserem "schwachen" System ständiger Kompromisse? Ein "starker Mann", der rasch etwas erreichen kann? Auf die Gefahr hin, dass er zu einem Hitler oder Stalin oder Mao wird, also einem Wahnsinnigen, dessen Bildungsferne, Fanatismus, Dummheit und Verfolgungswahn wieder mal Millionen das Leben kostet? Russland und die Türkei sind gerade auf diesem Weg, und in Amerika biegt man gerade darauf ein - obwohl ich denke, dass es dort (noch) nicht funktionieren wird.
Nein - dann lieber "Anbiedern", solange es nur irgendwie geht! Und sich nur wehren, wenn es gar nichts mehr fruchtet!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Günter

Re: Vorteil
« Antwort #2 am: April 23, 2017, 11:10:54 »
Lieber Erich,

der Spruch ist zunächst bewertungsfrei eine Feststellung. Deine Feststellungen sind richtig und treffend. Das, was ich meine, trifft jedoch nicht nur auf die großen Probleme zu, es gilt auch im „Kleinen“. Beispielsweise ist es viel lohnender, ein Betriebsgeheimnis einem feindlichen Unternehmen zu verraten, als selber etwas zu entwickeln. Der bestechliche Amtsträger kommt viel weiter, er hat Geld und Rückenhalt und damit Einfluss um aufzusteigen und in der Folge auch mehr Ansehen und lobende Beachtung zu finden. Ein korrupter Polizist hat mehr Vorteile, Gelder anzunehmen, als Fälle zu lösen. Herr Snowden hätte mit dem Hüten seiner Geheimnisse niemals diese Furore gemacht. Wie gesagt, bewertungsfreie Tatsachen! Im Interesse des „lieben Friedens“ Zugeständnisse zu machen, ist kurzfristig sicher sehr überzeugend, doch wird jeder freigegebene Raum sofort vereinnahmt und im Ergebnis findet nur ein Aufschub und eine Grenzverschiebung statt. Die Probleme werden damit nicht gelöst. Im Gegenteil, sie finden mehr Raum um zu wachsen. Du nennst hier die „größten“ Diktatoren, doch beschränkt sich das Problem nicht auf diese, denn auch sie haben klein angefangen. Jede Macht, die nicht eingeschränkt wird, wächst unaufhörlich bis zum GAU. Nachgeben ist also nur bedingt richtig. Schon Schiller sagte:  „Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen.“
Doch das geht jetzt etwas am Thema vorbei!
Habe vielen Dank für Deine ausführlichen und interessanten Ausführungen!

Herzlichst Günter



cyparis

Re: Vorteil
« Antwort #3 am: Mai 04, 2017, 13:37:09 »
Lieber Günter,


das ist mir viel zu verallgemeinernd,
denn es gibt sicher unzählige Beispiele für das Gegenteil.
Aber Du siehst, was Du angestoßen hast, dafür: Respekt!

Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Günter

Re: Vorteil
« Antwort #4 am: Mai 09, 2017, 09:06:28 »
Hallo Cyparis,
ich dachte, dass Sprüche eine allgemeine Gültigkeit haben sollten?
An einem Gegenbeispiel bin ich sehr interessiert, da ich keins kenne!
Danke für Dein Interesse!
LG Günter

cyparis

Re: Vorteil
« Antwort #5 am: Mai 09, 2017, 10:53:57 »
Sich bei den Feinden anzubiedern, mag Gewinn bringen -
aber auch Selbstverachtung.

Das meine ich. Ob es zutrifft, weiß ich nicht.

Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Günter

Re: Vorteil
« Antwort #6 am: Mai 09, 2017, 15:32:49 »
Liebe Cyparis,

danke fürs nochmalige Reinschauen.
Die Selbstverachtung, von der Du sprichst, steht meiner Aussage nicht entgegen.
Sie trifft aber nur auf Menschen zu, die auf sie selber Acht geben wollen.

LG Günter