Hi Gum, Curd!
Was wir als Realität empfinden, wird immer nur etwas Subjektives sein, etwas, das teils Wirklichkeit ist, teils das, was wir darin erkennen und sehen wollen, damit die Welt für uns so funktioniert, wie sie es tut.
Wir schaffen uns unsere eigenen Illusionen, um die Realität erträglich zu gestalten, und glauben meist mehr an diese Trugbilder denn ans tatsächlich Faktische. Weil es tröstlicher ist, oder bequemer.
Entwickelt sich ein Mensch weiter, was er ja ein Leben lang tut, ob er will oder nicht - höchstens das Tempo und die Richtung kann er ein wenig beeinflussen - dann mag es geschehen, dass das, was bislang als Realität gedeutet wurde, irgendwann nicht mehr ausreichend mit der dafür geschaffenen Erklärungslage übereinstimmt, um an sie glauben zu können. Dann passiert dem Betreffenden wohl so etwas wie in deinem Gedicht. Ihm selbst aber obliegt die Deutung dieses Prozesses, abhängig davon, ob er in der Lage ist, Neues oder zumindest Anderes anzunehmen und willkommen zu heißen, oder ob er es sich schwer macht, indem er längstmöglich auf dem beharrt, was er gewohnt ist und die "neue" Realität als störend, beängstigend oder gar bedrohlich empfindet.
Unsere Ängste definieren, was wir fürchten, machen es real. Wenn ein Mensch mit Höhenangst schon auf einen Tisch gestellt haltlos zu schluchzen beginnt, obwohl jeder "Nomale" Weiß, dass er sich bei solch einer Höhe gar nicht wirklich verletzen kann, wenn er herabspringt, zeigt offenkundig, wie sehr eine verzerrte Realitätswahrnehmung den Menschen unfrei macht und einschränkt, ihn manipulierbar macht. Wenn ein denkender Geist, der nach bestem Wissen der Naturgesetzt wissen MUSS, dass die Höhe von einem Tisch herab nicht gefährlich ist, dennoch schwindelt, von Übelkeit befallen wird und rasender lähmender Angst, dann beweist dies, wie seh uns die eigene Subjektivität regiert, uns, die Herren von Sachverstand und Logik! Es ist geradezu demütigend, oder?
Genauso das LyrIch im Gedicht: Was ist Wirklichkeit, was nur der Traum davon, den wir träumen? Und wenn wir ein gewohntes Bild aufgeben zugunsten eines neuen - ist dies mehr Realität als das alte - oder nur eine andere Art Traum? Wer weiß ...
So - genug Philosophie für einen Abend!
Sehr gern gelesen!
LG, eKy