Autor Thema: Der Besen  (Gelesen 1243 mal)

gummibaum

Der Besen
« am: M?RZ 04, 2017, 13:49:09 »
Der Junge, als er mich erkannte,
er wähnte mich schon lange fort,
riss beide Augen auf, so brannte
die Freude ihn, und fand kein Wort.

Er holte nur den Besen wieder
und stellte ihn auf meine Hand.
Der wackelte, als trüg er Glieder,
bis er im Tanz zum Schweben fand.

Der Junge tanzte mit den Blicken
wie früher schon dem Besen nach,
der seinen frühen Missgeschicken
den Stachel in der Seele brach…

Erich Kykal

Re: Der Besen
« Antwort #1 am: M?RZ 04, 2017, 13:55:22 »
Hi Gum!

Sehr lyrisch und intensiv geschrieben, wirklich wunderbare Sprachhabung, aber inhaltlich komme ich nicht so recht mit. Am ehesten fällt mir dazu die Geschichte vom Zauberlehrling ein, wo die Besen immer mehr Wasser bringen und sich aus jedem Splitter vermehren, bis der alte Zauberer zurückkommt.
Ist es nun dieser Zauberer, der den Jungen besucht? Aber warum ist er kein Lehrling mehr? Warum wurde er nie ein Zauberer?

Aber vielleicht ist etwas ganz anderes gemeint ...  - da musst du mir auf die Sprünge helfen.

Sehr gern - aber etwas ratlos - gelesen!  :) ???

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Der Besen
« Antwort #2 am: M?RZ 04, 2017, 15:18:11 »
Ja, Erich, ich hätte vielleicht einen anderen Titel wählen sollen. Der Junge dachte damals, ich sei schon wieder nach Deutschland geflogen. Ich hatte ihm gezeigt, wie man einen Besen (viel mehr Objekte zum Spielen gab es dort nicht) mit dem Stiel auf dem Mittelfinger balanciert.

Danke und LG
gummibaum
« Letzte Änderung: M?RZ 04, 2017, 15:22:47 von gummibaum »

Günter

Re: Der Besen
« Antwort #3 am: M?RZ 04, 2017, 17:36:22 »
Lieber Gummibaum,
ein wahrhaft rätselhaftes Gedicht. Es lässt mir überaus viel Raum, mir etwas vorzustellen. Animiert so meine Phantasie mit schönen Worten.
Gefällt mit!
LG Günter

Erich Kykal

Re: Der Besen
« Antwort #4 am: M?RZ 04, 2017, 19:20:50 »
Hi Gum!

Deine Erklärung erklärt nicht alles.
Also noch ein paar Versuche:

Du machtest Urlaub in einem sehr armen oder strengen Land oder warst dort Helfer, und freundetest dich dort mit besagtem Jungen an.

Du besuchtest den Jungen in einem Gefängnis, einem Erziehungsheim oder einer Besserungsanstalt, warum auch immer.

Der Junge war geistig behindert, darum freute er sich so über den "Besentanz". Oder der Junge war noch sehr jung.

Ist diesmal ein Treffer dabei?

LG, eKy
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gummibaum

Re: Der Besen
« Antwort #5 am: M?RZ 04, 2017, 22:16:21 »
Hallo Erich!

Ich war 2009 in der Domikanischen Republik eine lang Woche lang im Hotel, weil ich eine junge Domikanerin treffen wollte. Sie hatte zwei Kinder, Mädchen und Junge, lebte auf dem Land, das Haus glich einer Garage. Ihr Sohn Weilin war fünf und in der ersten Klasse. Sein Vater hatte die Mutter am Tag seiner Geburt verlassen, was dort in den Unterschichten häufig passiert. Der Junge war gesund, agil, aber sicher schon durch manche Härten gegangen. Wir freundeten uns an. 2010 starb seine Schwester, er selbst 2011. Hier noch die Passage aus meinem damaligen (2009 verfassten) Reisebericht, die dieses Besenspiel zu einem Zeitpunkt beschreibt, als noch einige Nachbarskinder dabei waren:

Ich habe plötzlich Lust, mit ihnen zu spielen. Ich sehe, dass Teresa den Besen abstellt und, als ich sie frage, ob ich ihn haben darf, hat sie nichts dagegen. Ich setze das Ende des Stiels auf meinen Mittelfinger und die Kinder verfolgen, wie das bekannte Objekt, diesmal mit dem strubbeligen Ende nach oben, wie eine große haarige Puppe erscheint und ohne sich festzuhalten nun auf meinem Finger tanzt. Ich gehe dabei hin und her, um jede ihrer Bewegungen zur Seite zu parieren, und als sie auch nach einer Minute noch nicht gekippt ist, lasse ich mir den gestielten Körper durch die Hand rauschen, stoppe den Fall knapp unter dem Kopf und gebe den Besen an Weilin. Weilin macht mir das Spiel sofort nach, aber die Größenunterschiede sind zu seinen Ungunsten und so schnell er in seinen Badelatschen auch hinter der Puppe herrennt, sie fällt stets schneller, als sein Finger den Lotpunkt unter ihr wieder erreicht.


LG gummibaum

     

Erich Kykal

Re: Der Besen
« Antwort #6 am: M?RZ 04, 2017, 23:02:15 »
Hi Gum!

Mit großem Bedauern lese ich, dass besagtes Kind (und Schwester) verstorben sind. Ich frage nicht, warum du dort warst und deren Mutter treffen wolltest - wenn du magst, kannst du es mir ja mal privat erzählen.
Wenn Kinder sterben, bin ich stets sehr unzufrieden mit dem Universum, so als liefe da etwas grundsätzlich falsch, wenn so etwas passieren kann! Es ist, als stürbe ein Stück Zukunft, Hoffnung, Potential in uns allen ...

Sinnende Grüße, eKy
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Der Besen
« Antwort #7 am: M?RZ 05, 2017, 00:14:44 »
moin moin gummibaum,

die Geschichte mit der Dominikanerin habe ich in Teilen lesen können, aber das dein Gedicht einen Teil davon beschreibt, nein, darauf bin ich nicht gekommen.

Eine gute lyrische Beschreibung

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

cyparis

Re: Der Besen
« Antwort #8 am: April 04, 2017, 12:48:22 »
Lieber gummibaum,

das Berichtete stimmt sehr traurig.
Woran sind denn diese Kinder so früh gestorben?
Ich erinnere mich auch an eine Fortsetzungsreihe, aber nicht an Kinder.

Bedrückten Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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