Autor Thema: Der Fremde  (Gelesen 788 mal)

Erich Kykal

Der Fremde
« am: Dezember 18, 2016, 13:15:13 »
Er lebte lange Jahre unter ihnen,
verborgen allem, was ein Ziel erkennt,
und ging vorbei an ihren offnen Mienen
wie ein sich selbst Vereitelnder, in dessen
Erkennen schon ein Ahnen von Vergessen
und Wehmut lag, darin das Auge brennt.

Er wusste viel von allem, was bewegen
und wachsen mag, das er in sich verschwieg
zugunsten ferner Träume, die entlegen
und düster ihn bedrückten mit Begehren,
doch keinen andern wollte er belehren,
nur mit sich selber lag er stets im Krieg.

Und als er ging, war er wie nie gewesen,
und keine Seele wusste um sein Weh.
Kein Wort verblieb, ein Wollen zu erlesen,
um daraus zu ermessen, welche Tiefen
mit ihm verblassten, welche Träume schliefen
in diesem Herzen aus gepresstem Schnee.
« Letzte Änderung: November 26, 2017, 21:08:29 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Der Fremde
« Antwort #1 am: Dezember 18, 2016, 21:19:40 »
Zitat
doch keinen andern mochte er belehren,
nur mit sich selber lag er stets im Krieg.

...dann stimmt für mich nicht das Herz aus Eis, wie du es so schön mit "gepresstem Schnee" umschreibst.

Das er keinen andren belehren mochte, zeugt doch vom Empathiefähigkeit.

Zitat
Kein Wort verblieb,...............................
in diesem Herzen aus gepresstem Schnee.

Sich dem eigenen Selbst/Ich zu verweigern und nur mit sich selbst zu hadern, bedeutet für mich nicht ein kaltes Herz zu haben.

Eventuell aber das Unvermögen, sich selbst und seinen Stand und Wert in der Gesellschaft richtig beurteilen zu können.

Ein feinfühliges Gedicht, das meines Erachtens autobiografische Züge zeigt.

Ich habe es sehr nachdenklich gelesen - Curd



Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Erich Kykal

Re: Der Fremde
« Antwort #2 am: Dezember 19, 2016, 17:26:13 »
Hi Curd!

Das "Kein Wort verblieb ..." bezieht sich nicht auf das Herz, sondern auf den direkt ihm nachfolgenden Satzteil. Das Herz aus gepresstem Schnee bezieht sich auf die direkt davor liegende Phrase "welche Träume schliefen".

Mit den autobiographischen Zügen liegst du goldrichtig!  >:D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.