Autor Thema: zweierlei  (Gelesen 1294 mal)

gummibaum

zweierlei
« am: Oktober 06, 2016, 19:46:29 »
neues aus der klinik

mein hodensack ist operiert,
ein schöner reißverschluss plaziert,
und nun sind je nach partnerin
verschieden viele eier drin.

doch ist es auch die qualität,
die mir zu wandeln offen steht,
gekocht, gebraten oder roh,
nicht jede macht das gleiche froh.

die auf diätkost züchtig pocht,
bekommt ein halbes, hartgekocht.
die reichlich schlüpfriges erregt,
drei dutzend rohe, frisch gelegt.

so ist hier auf dem kliniksgang
vor meiner tür die schlange lang.
der reißverschluss geht auf und zu -
und morgen kommst bestimmt auch du…


entblößt

du schaust mich an, als hätte ich
ein wort zu viel gesagt,
den wunsch, der träumend uns beschlich,
geweckt und so verjagt.

auf deinen wangen glüht das rot
der scham, entdeckt zu sein,
was du entfaltet hast, wird Not
und hüllt sich schützend ein…
« Letzte Änderung: Februar 03, 2022, 21:35:43 von gummibaum »

Curd Belesos

Re: zweierlei
« Antwort #1 am: Oktober 06, 2016, 22:39:12 »
moin moin gum,

wenn ich das erste Gedicht lese, kommt es mir so vor, als hättest du ein Vielzweck - Schweizermesser angenäht bekommen, mit dem du nun mehr anfangen kannst, als mit deinem "alten" Arm. Makaber, aber dein Gedicht ist doch erbaulich.

Das zweite Gedicht schließt für mich gedanklich an - nur etwas erschrocken ob des Reißverschlusses / Vielzweck-Taschenmessers.

Doch sehe ich darin einen gesunden Optimismus und hoffe für dich auf eine lebenswerte "Reparatur"

Mit einem komischen Gefühl im Bauch gelesen, doch humorvoll gesehen.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

gummibaum

Re: zweierlei
« Antwort #2 am: Oktober 06, 2016, 23:04:38 »
hallo curd,

die gedichte haben inhaltlich nichts miteinander zu tun, sind zweierlei. der hodensack weist scheinbar eine naht auf, so dass ich als kind schon an einen reißverschluss dachte. das andere gedicht bezieht sich darauf, dass das li zu früh "ich liebe dich" zum ld sagt. 

lg g
« Letzte Änderung: Oktober 06, 2016, 23:06:45 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: zweierlei
« Antwort #3 am: Oktober 06, 2016, 23:44:09 »
Hi Gum!

Beide Gedichte sind gut, wenn auch auf unterschiedliche Arten. Das Hodengedicht erinnert mich an diese kleinen Schlüsselanhängersäckchen aus Leder, die auch so einen Reißverschluss haben.

Das zweite Werk liegt mehr auf meiner lyrischen Linie. Was ich hier nicht verstehe, ich das "not" in S2Z3. Soll das eigentlich groß geschrieben sein - oder eine mir unbekannte Phrase?

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: zweierlei
« Antwort #4 am: Oktober 07, 2016, 08:37:28 »
danke, erich. not gehört groß geschrieben.

lg g

cyparis

Re: zweierlei
« Antwort #5 am: Oktober 07, 2016, 14:09:12 »
Lieber gummibaum,

auch ich grübelte ergenislos über der Not und dem Entfalten nach.
Ich habs nicht verstanden.
Daß sie vor Scham errötete, läßt auf ein  s e h r  jungfräuliches Wesen schließen.

Dies Gedicht hab ich gern gelesen, leider nicht enträtselt.

Lieben Gruß
vom
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re: zweierlei
« Antwort #6 am: Oktober 07, 2016, 18:29:20 »
hallo cyparis,

das bild von f. x. winterhalter ("das junge mädchen...") ist heute auf dem couver der erzählung "ruth" von lou andreas salome, die wiederum folgende biographische hintergründe hat.

Der philosophische Lehrer der jungen Lou war ein protestantischer Geistlicher, Hendrik Gillot, der für die Heranwachsende die "nämliche Allesenthaltendheit und Allüberlegenheit" darstellt wie ihr kindlicher Vatergott. Als Gillot der 17jährigen unerwartet einen Heiratsantrag macht, ist er für sie "blitzähnlich ein Anderer", eine sie bedrohende Gewalt. Und der angebetete Lehrer verschwindet genau so jählings aus ihrer Verehrung, wie es dem kleinen Mädchen mit Gott widerfahren war. Das späte Geständnis, es sei ihr unmöglich gewesen, "die Liebessache real und menschlich zum Abschluss zu bringen", lässt die Radikalität ihrer Abwehr erkennen, die Flucht der vom Gott verfolgten Nymphe in die Metamorphose.

http://www.oel-bild.de/Das-junge-Maedchen,-genannt-Prinzessin-Charlotte.htm

lg g



 

cyparis

Re: zweierlei
« Antwort #7 am: Oktober 10, 2016, 12:15:50 »
Ja, lieber gummibaum!

Vor vielen Jahren hab eine Biographie über sie gelesen; mir war gar nicht mehr alles so im Gedächt is haften geblieben. Hab Dank für die Auffrischung dieses Kapittels.

Ganz liebe Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Curd Belesos

Re: zweierlei
« Antwort #8 am: Oktober 10, 2016, 22:54:32 »
moin moin lieber gummibaum,

es ist für mich etwas merkwürdig, zwei so unterschiedliche Gedichte in einem Post unterzubringen.

Niemals wäre mir eingefallen nach dem beschriebenen Hodensack dann im zweiten Gedicht auf ein schamrotes Kindergesicht zu kommen  ???

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch