Begegnungen

[gummibaum]

Als er im Arm ein Mädchen wiegte,
ein liebes, das er spät noch fand,
und es sich zärtlich an ihn schmiegte,
in einem Kuss sich ihm verband,

da traf er seine Mutter wieder
und zeigte ihr das junge Glück.
Die schlug die Augen selig nieder
und spiegelte es ihm zurück.

Er traf den eignen Sohn, der eilte
mit böser Miene rasch vorbei.
In dieser, die sein Glück nicht teilte,
verbargen sich noch einmal zwei.

Sein Bruder und sein Vater. Beider
Ergrimmen stand in dem Gesicht.
Es schien die Trinität der Neider,
und sie ertrug die Liebe nicht…

[Erich Kykal]

Hi, Gum!

Sehr schön! Aber oft ist es gerade auch die besitzergreifende Mutter, die eifersüchtig und stutenbissig reagiert, wenn der geliebte Sohnemann - sozusagen der perfekt dressierte "Mann" - plötzlich "untreu" wird ... 

In S3 hatte ich erst etwas Mühe, den Satz der Zeilen 3 und 4 auf die "böse Miene" zu beziehen. Altern:

Er traf den eignen Sohn, der eilte
mit böser Miene rasch vorbei,
in welcher, die sein Glück nicht teilte,
sich nochmals bargen deren zwei. (statt "nochmals" auch "weiter" denkbar, das ist melodischer, aber die Botschaft dadurch etwas weniger deutlich. Geschmacksache.)

S4 - Wenn du das "die" in der letzten Zeile kursiv hervorhebst, dann solltest du das auch mit dem "der" (Neider) in der Zeile davor tun. Als Hinweis auf die Unterschiedlichkeit der Geschlechter in solchen Dingen hier aber zweifelhaft, wie ich oben eingangs schon erwähnte.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

[wolfmozart]

Originell, gummibaum.

Leicht zu lesen und fesselnd zugleich.

LG wolfmozart

[cyparis]

Lieber gummibaum,

eine seltsame Konstellation.
Meist sind es die Mütter, die der zweiten Liebe ablehnend gegenüberstehen.
Hier sind es sohn, Bruder und Vater - wahrlich eine ungute Trinität.

Daraus ist ein sehr schönes Gedicht geworden!

Lieben Gruß
von
Cyparis