Autor Thema: Leopardenlauer  (Gelesen 763 mal)

Erich Kykal

Leopardenlauer
« am: Juni 17, 2016, 15:43:54 »
Die Katze ruht auf einem schweren Aste
und schnurrt mit träge vorgereckten Tatzen.
Die Kralle hört man an der Borke kratzen,
die schon so manche flinke Beute fasste.

Im Regungslosen sammelt sich Bewegung,
in Seidenschimmern, die in Flanken beben,
und - wie beseelt von einem Eigenleben -
in Schweifes Spitze, zuckend vor Erregung.

Mit wachen Blicken fernes Treiben fassend
und halb schon träumend von erfolgten Rissen,
bewegt sie sich wie sich bewegen lassend,

das Auserwählte mit Geduld beschleichend,
und unbeschwert von Reue und Gewissen
wie eins mit allem: nur das Ziel erreichend.
« Letzte Änderung: Juni 17, 2016, 19:09:37 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Leopardenlauer
« Antwort #1 am: Juni 17, 2016, 17:46:47 »
Ja, lieber Erich -

sehr schön und gut, gut!
Aber V4 in S1 schmeckt mir überhaupt nicht -
hach, ich hab mal was zu mäkeln! ;D

als ob die Pfote eine Beute fasse
ist korrekt, da Präsens.
Das reimt sich dann nicht mit dem "Aste", der mir auch nicht so sehr gut gefällt.

Aber die Stimmung, das träge Lauern, das  wohlige Schnurren, das fast gar Gelangweiltsein im Bösen -
das ist den Augen sehr nah!


Lieben Gruß
von
Cypi
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Leopardenlauer
« Antwort #2 am: Juni 17, 2016, 19:08:57 »
Hi Cypi!

Wenn man es als Konjunktiv betrachtet, gebe ich dir recht, aber sieht man es als einfaches Präteritum, so geht es durchaus: Die Pfote fasste eine Beute, dadurch kratzen die Krallen am Ast.

Aber es ist umständlich und zugegeben etwas wackelig. Ich werde die Stelle umschreiben. Vielen Dank für den Tipp! :)

Das Tier ist übrigens nicht böse - das ist eine menschliche Wertung. Die Katze folgt der Natur, die sie definiert: Das Raubtier muss fressen, um zu leben. Gut und Böse, das ist etwas für Menschen ...

Das Gedicht beschreibt, wie eine ruhende Leopardin eine Beute erspäht, sich wie nebenbei erhebt und sie dann verstohlen beschleicht.

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juni 17, 2016, 19:15:00 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Leopardenlauer
« Antwort #3 am: Juni 17, 2016, 20:33:59 »
Das war ein Tippfehler!

Ich meinte "im Dösen"!

Es gibt selbstverständlich keine per se bösen Tiere!
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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