Hi Cypi!
Ich hoffe, ich kann das klären!
Was dich an S1Z3 stört, ist mir unklar, aber sprachmelodisch klingt meine Version besser für mich, auch lyrischer formuliert.
S2Z2 - "etwas benehmen" hat nichts mit Manieren zu tun, es bedeutet "etwas eindämmen, mindern, beruhigen". Es ist ein alter Begriff, der heute nicht mehr so verwendet wird, daher ist er für die meisten verwirrend.
Rilke hat ihn noch verwendet, in einem seiner Gedichte über Irre: "am benehmenden Gepolster"
S2Z3 - "sanften" wirkt für mich vom Klang einfach edler, ein "a" ist da immer besser als ein "i" wie in "milden".
S2Z4 - Das "genug" bezieht sich auf "Vernunft", nicht auf "tragen". Es ist bloß der lyrischen Melodie wegen nachgestellt. "Vernunft genug ..." klingt einfach melodischer als "Genug Vernuft ...".
S4Z3 - Auch hier waren Überlegungen zur Satzmelodie maßgeblich: Dein Vorschlag bedarf viel mehr Zungenakrobatik bei der Artikulation, und es klingt nicht so rund und flüssig.
Warum du das Gefühl hast, hinter jeder Strophe (es sind aber 4, nicht 3!) spräche eine andere Stimme (was bedeutet das? Dass es aussieht wie ein Konglomerat mehrerer Autoren?), kann ich leider nicht nachvollziehen. Für mich es der rote Faden deutlich und stringent: Das Sonett beschreibt, wie sich eine aufgeputschte (Volks)masse unter den Tiraden der Agitatoren und Kriegstreiber in einen weiteren (sinnlosen) Konflikt treiben lässt.
Ich dachte dabei an die Kriegsbegeisterung vor dem 1. Weltkrieg, oder an Szenen aus dem heutigen islamischen Osten, wenn wieder mal ein Dschihad oder eine Fatwa ausgerufen werden, man ausländische Fahnen verbrennt und auf ihnen herumtrampelt, berauscht an der gemeinschaftlichen Wut, aufgeputscht von Hasspredigern.
Oder an Pegida-Demos.
Traurig, dass sich diese Dummköpfe damals wie heute noch nicht mal manipuliert fühlen! Sie glauben wirklich, ganz dem eigenen Willen zu folgen!
LG, eKy