Autor Thema: Pallium  (Gelesen 1152 mal)

cyparis

Pallium
« am: Februar 16, 2016, 16:57:22 »
Es wird bald sein.
Bald kommt das Ende meiner Qual.
Der Schmerz erleichtert mir das Scheiden.
Und: Laßt mich bitte dann allein
in meiner Wahl. Ich will nicht leiden,
daß Ihr die Tage meßt an meinen Klagen,
an meinem Schreien, Schweigen.

Wie mich der Krebs zerfraß
und an mir - ewig hungrig - frißt ..
Wie kann ich Euch das sagen?

Gebt mir den Nektar süßen Schlafs!
Gebt mir Ambrosia dem Schmerz entgegen!

Eva... Adam...
Alle trafs.
Der Tod ist Freund.
Nur Schmerz ist Feind.
E r hat den Tod betrogen.

Ach, Morpheus!
Bleibe mir gewogen!
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Pallium
« Antwort #1 am: Februar 16, 2016, 19:41:58 »
Hi, Cypi!

Gruselig beinah, sehr düster jedenfalls! Ich nehme an, du hast Eindrücke aus deinen Krankenhausaufenthalten der letzten Zeit hier verarbeitet oder dir eine Angst von der Seele geschrieben!

S1Z4 - "und wenn es kommt, lasst mich allein"

S1Z6 - "messt"

S2Z2 - "zerfraß-frisst" Verbwiederholung. Altern.: "nagt"

S3Z2 - Müsste heißen: "gegen den Schmerz". Andere Version: "..., dem Tod entgegen!


Zum Ende hin fasert das Werk etwas aus, wird knapper, der Rhythmus zerfällt. Absichtliche Parallele zum Inhalt?

Meine "Version":

Es wird bald sein, wird endlich sein -
dann kommt das Ende meiner Qual.
Der Schmerz erleichtert mir das Scheiden.
Und wenn es kommt, lasst mich allein
mit meiner Wahl. Ich will nicht leiden,
dass Ihr die Tage messt an Klagen
und an den Schreien, die sie kleiden.
Wie mich der kalte Krebs zerfraß
und wie das Leben mich vergaß -
Wie kann ich Euch das sagen?

Gebt mir den Nektar süßen Schlafs
dem Unausweichlichen entgegen,
den immersüßen, sanften Segen -
denn Adam, Eva - alle traf's.
Der Tod wird Freund.
Nur Schmerz ist Feind.
E r hat den Tod betrogen.
Ach, Morpheus, meine Seele weint
dir dankbar zu -
sei meinem Ruf gewogen!

Sehr gern gelesen und inspiriert bearbeitet! :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Pallium
« Antwort #2 am: Februar 16, 2016, 21:05:54 »
Lieber Erich,

Deine Fassung ist weitaus besser!
Ich habe, nach einem Praktikum in einer Hospiz-Klinik, einen meiner Eindrücke in Worte gefaßt, ist schon lange her.

Bei meinem vorletzten Klinikaufenthalt war ich sehr dankbar für die Morphiumgaben, denn die Schmerzen im Fuß waren schier unerträglich.
Ich wußte bis dahin gar nicht, daß an einem einzigen Fuß 5 Sorten scheußliche Schmerzen auftreten können.
Das ist zum Glück jetzt vorbei, ich konnte auf leichte Opiumgaben umsteigen/absteigen.
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re: Pallium
« Antwort #3 am: Februar 17, 2016, 23:26:18 »
Liebe Cyparis,

der Tod ist von einem gewissen Grad körperlicher und seelischer Schmerzen an ein Erlöser. Ich habe intensive Gedicht mit gemischten Gefühlen gelesen, wünsche ich dir doch, dass es dir langsam wieder besser geht. Der Fuß war seiner Schmerzempfindlichkeit wegen Opfer der Folter.

Alles Liebe von
gummibaum

cyparis

Re: Pallium
« Antwort #4 am: Februar 18, 2016, 17:23:34 »
Wie wahr, lieber gummibaum!

Bleibt zu hoffen, daß nicht nur alle Wiesenbewohner davon verschont bleiben.

LG!
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
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wolfmozart

Re: Pallium
« Antwort #5 am: Februar 20, 2016, 13:46:15 »
Ein sehr erschütterndes Gedicht!

Ich wünsch dir cyparis daß du wieder soweit gesund und schmerzfrei wirst.

Ein halbwegs angenehmes und schmerzfreies Leben ist meiner Meinung nach doch dem Tod vorzuziehn.

Ganz liebe Grüße wolfmozart

a.c.larin

Re: Pallium
« Antwort #6 am: Februar 20, 2016, 21:34:04 »
hallo cyparis,

ich kann alles an deinem gedicht nachvollziehen:
eine freundin von mir starb im vergangenen herbst an krebs.
sie wollte sicher überleben - doch zuletzt waren die schmerzen so groß, dass sie sich nur noch wünschte, KEINE schmerzen mehr zu haben.

es ist schon so, wie es ist, denn: wenn das leben zu schwer wird, wollen wir es loslassen!
es übersteigt dann unserer kraft. unser körper verbraucht sich.

ich halt dir die daumen, dass es wieder bergauf geht und drück dich an mein herz!

lg, larin

Curd Belesos

Re: Pallium
« Antwort #7 am: M?RZ 02, 2016, 22:17:07 »
Liebe Cyparis,

mein Freund Klaus -Dieter wollte trotz seiner Schmerzen leben und kämpfte- bis das Glück, der Tod, ihn fand.

Du jedoch mache weiter fleißig deine Gehübungen.

Genesungsgrüße

von Curd.



Das teuflische Geschwür

Er liegt allein
in seinem Krankenzimmer
und sagt herein,
es klopfte an die Tür.

Der Tod tritt ein
im letzten Abendschimmer;
du bist nun mein,
ich bringe dich herfür.

Sagst du auch nein,
mit kläglichem Gewimmer,
bleibt es doch dein,
das teuflische Geschwür.

Es ist gemein,
wird schmerzhafter und schlimmer,
und all dein Sein
weiß nicht einmal wofür.

© Curd Belesos
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch