Hi, Aspasia!
Die "böse, fremde Macht" - das eigene Ich!
Manche Teile unserer Selbst betreten wir nicht gerne, und manches wünschen wir uns für immer unentdeckt, weil unbenötigt.
Wir alle sind zu niederem Tun imstande - ein Überlebensinstikt. Aber manchmal sind wir auch einfach nur unsozial, gehässig und böse - entweder aus Gründen, die wir für wichtig halten und uns hinterher schönreden, oder einfach aus niederer Gesinnung, Egoismus oder Rachsucht.
Dabei meine ich nicht die Taten von Soziopathen oder Psychopathen, denen einfach der mitfühlende Wesensteil fehlt und die nur aus Berechnung oder Instikt handeln - nein, das wahre Böse versteckt sich in jenen am geschicktesten, die sich selbst für gut und moralisch halten oder für die ein solcher gesellschaftlicher Ruf aus verschiedentlichen Gründen wichtig ist, sei es für das Selbstbild oder aus taktischen Gründen.
Jene Abgründe unserer selbst dämonisieren wir dann gerne und schauen ungern hin. Das nährt sie und lässt sie erstarken, bis sie uns zeitweilig oder ganz erobern. Ich habe schon vor vielen Jahren gelernt, meine Dämonen zu umarmen, sie als Teil meiner selbst zu akzeptieren. So habe ich sie immer im Auge und kann freundlich mit ihnen sprechen, wenn sie wieder mal eine Party schmeißen wollen - und es ihnen ausreden!
Wir alle müssen lernen zu sagen: Ich bin alles, was ich bin - auch jene Teile, von denen mir lieber wäre, ich hätte sie nicht. Auch jene Bereiche machen mich mit aus und haben ein Recht, Teil des Ganzen zu sein - ja, sie müssen es sogar, denn nur wer das Böse kennt, kann das Gute überhaupt definieren!
Wer diese Weisheit leugnet, wird zum Triebtäter oder Fanatiker, der nur noch seine Sucht oder seine Mission sieht und alles andere missdeutet, nur um dieses Eine zu rechtfertigen, wofür er lebt und dem er alles andere unterordnet - auch das Wohl seiner Mitmenschen. Solche Menschen nehmen nur noch wahr, was sie wahrnehmen wollen!
Dort haben die Dämonen gesiegt, dort wird nicht mehr hinterfragt oder gezweifelt. Die äußere Fassade wird zum Inhalt, und das Innere bleibt im Dunkeln - unerträglich, es nun noch zu erhellen!
Also ist es gut, ab und zu dem eigenen Dämon zu begegnen und sich ihm zu stellen, um zu wissen, wo man steht. Ich geh jetzt erst mal den meinigen wieder mal guten Tag sagen ...
LG, eKy