Autor Thema: Ins Nichts  (Gelesen 1290 mal)

Seeräuber-Jenny

Ins Nichts
« am: Dezember 15, 2015, 00:04:56 »
Die Zeit, die wir auf Erden hier verbringen,
ist ein Geschenk, aus Liebe uns gegeben,
um aus der Tiefe himmelwärts zu streben,
uns zu erfreun an all den schönen Dingen.

Ach ja, am liebsten würd ich ewig leben,
als Tattergreisin noch das Tanzbein schwingen,
in Vollmondnächten Liebeslieder singen
und meinen Freunden Halt und Wärme geben.

Doch schlägt auch mir einmal die letzte Stunde.
Das ist gewiss und trotzdem ist es bitter.
Sehr nachdenklich dreh ich noch eine Runde.

Der Weg führt mich ins Nichts. Herrje, ich zitter,
ein banger Schrei löst sich aus meinem Munde:
Am Feldrand wartet schon der schwarze Schnitter.
« Letzte Änderung: Dezember 15, 2015, 00:19:51 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Erich Kykal

Re: Ins Nichts
« Antwort #1 am: Dezember 15, 2015, 00:12:52 »
Hi, Jen!

BRRRR!

Im Augenblick ist mir das etwas zu "bitter", auch wenn ich ein leicht zwinkerndes Auge darin zu bemerken glaube.

Dennoch gern gelesen! :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Seeräuber-Jenny

Re: Ins Nichts
« Antwort #2 am: Dezember 15, 2015, 00:18:21 »
Ach, manchmal nützt selbst das Zwinkern nichts.

Aber das Grübeln auch nicht.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

a.c.larin

Re: Ins Nichts
« Antwort #3 am: Dezember 15, 2015, 16:56:55 »
auch wenn es uns aus persönlichen gründen bitter erscheinen mag:
es ist einfach nur eine tatsache.
das leben ist so eingerichtet, dass das alte platz machen muss für neues.
und trotzdem hält sich ein jeder für unsterblich.
man kann sich das nichts einfach nicht vorstellen!

wobei man ja letztlich kaum wirklich weiß, worüber man mehr zu zwinkern" hätte:
über den eigenen weggang  oder doch mehr über den verlust derer, die einem nahe standen?
im augenblick plädiere ich eher für zweiteres, aber das kann sich noch ändern.

eines aber weiß ich genau: nie war ich so müde wie heute!

da fällt mir gleich wieder eine bibelstelle ein:  "das alles ist windhauch" sagte kohelet.

er lebte vor über 2000 jahren.
im westen nichts neues, würde ich mal sagen.

lg,larin

cyparis

Re: Ins Nichts
« Antwort #4 am: Dezember 16, 2015, 12:47:17 »
Liebe Jenny -

ich finds sehr gut und für Dich außergewöhnlich.
Der letzte Vers ist hier wirklich ein Höhepunkt.

Vergreisten Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re: Ins Nichts
« Antwort #5 am: Dezember 16, 2015, 18:34:47 »
Liebe Jenny,

diese Gedanken kommen. Ich lese die bitter/zitter/Schnitter-Folge nicht als Ulk, sondern als Teil einer ehrlichen Auseinandersetung damit.

Dein Gedicht gefällt mir.

LG gummibaum

Seeräuber-Jenny

Re: Ins Nichts
« Antwort #6 am: Dezember 16, 2015, 21:12:10 »
Liebe larin,

ja, als Kind dachte ich, dass ich bestimmt niemals sterben würde. Das waren noch Zeiten!

Wer weiß schon, ob die Seele wirklich unsterblich ist. Eins ist jedenfalls sicher: Im Hier und Jetzt leben wir nur einmal.

Ach, zwinkern kann man auch, weil einem die Tränen kommen...

Natürlich, meine Familie und die Freunde, die nicht mehr da sind, vermisse ich sehr. Aber der eigene Tod ist mir schon der schrecklichste Gedanke. Im Moment jedenfalls.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

***

Liebe cyparis,

der Stil ist wohl nicht außergewöhnlich für mich. Dass ich den eigenen Tod thematisiere dagegen schon. Das ging mir so durch den Kopf, als ich Erichs Sonett las.

Aber der Gedanke ist leider nicht neu für mich. Er beschäftigt mich seit ca. einem Jahr, an der Schwelle zum Sechzigsten. Kein Wunder, in den letzten beiden Jahren sind viele Menschen gestorben, die ich gut kannte. Und die Zeit verfliegt.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

***

Lieber gummibaum,

es ist wirklich kein Ulk. Der humoristische Unterton gleicht wohl eher dem Pfeifen eines Kindes im Wald.

Du hast recht, der Schnitter ist keine Witzfigur. Ich hatte dabei an das Schnitterlied gedacht:

Es ist ein Schnitter, heißt der Tod,
hat Gwalt vom höchsten Gott.
Heut wetzt er das Messer,
es schneidt schon viel besser.
Bald wird er drein schneiden,
wir müssen es leiden.
Hüt dich, schöns Blümelein!
...


Gruselig, dieser Gedanke. Findest du nicht?

Andererseits ist der Tod das Natürlichste von der Welt und gehört zum Leben dazu.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny


« Letzte Änderung: Dezember 16, 2015, 22:41:36 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

MeineEigeneWelt

  • Gast
Re: Ins Nichts
« Antwort #7 am: Januar 11, 2016, 02:01:23 »
Zitat
Ach, zwinkern kann man auch, weil einem die Tränen kommen...

Lächeln und sagen "Alles ist gut" übrigens auch! Ist bitter.

Liebe Seeräuberin,

Deine Verse sind nicht wie viele Gedichte mit der Todesthematik, sondern ganz speziell und das im positiven Sinne. Wirkt nicht wie die alte Leier, sondern frischer. Nicht ganz so trüb. Du behältst hier einen gewissen zufriedenen Teint und der macht es aus, wie ich finde. Du nimmst es hin, wie es ist, denn es kommt eben früher oder später! Das ist kein großes Geschwafele und Schöngerede - das gefällt mir.

Alles Liebe zur Nacht
M.E.W.

Seeräuber-Jenny

Re: Ins Nichts
« Antwort #8 am: Januar 12, 2016, 00:39:12 »
Liebe M.E.W.,

herzlich willkommen auf der Wiese! Freut mich sehr, dass du hier bist.  :)

Und danke für deine lobenden Worte! Irgendwann kommt der Tag. Der Gedanke daran kann einem schon Angst machen. Aber nichts ist so sicher wie der Tod. Darum lasst uns das Leben genießen!

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Curd Belesos

Re: Ins Nichts
« Antwort #9 am: Januar 12, 2016, 13:09:35 »
moin moin Jenny,

Zitat
Darum lasst uns das Leben genießen!

oder darum bitten, dass man es beende.

Palliativ

Die Schmerzen
bleiben bis zum Ende,
er leidet,
faltet seine Hände
und bittet,
dass man es beende,
sein Leben
und der Tod ihn fände.
(oder Gott es wende)

Trotzdem einen fröhlichen Gruß, Curd.
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch