Autor Thema: Mein Schulweg  (Gelesen 3748 mal)

Jonny

Mein Schulweg
« am: August 26, 2015, 21:55:25 »
Zu großer Ranzen auf dem Rücken,
und Riemen, die in Schultern drücken,
so ging ich durch der Kindheit Straßen,
in denen wir Kastanien lasen.

Vorbei an rissigen Fassaden -
und rechts war da der Bäckerladen
mit abgeblättertem Geländer.
"Verschenken Sie die Kuchenränder?"

Aufs Grau der breiten Gehwegplatten,
die niemals eine Zukunft hatten,
verirrte Rauch sich aus Kaminen,
durch den kaum Sonnenstrahlen schienen.

Das Schulgelände, kahle Bäume,
steriles Denken ohne Räume,
die Ordnung war des Lebens Sinn.
Wo sollten meine Träume hin?
« Letzte Änderung: September 07, 2015, 22:47:18 von Jonny »

Erich Kykal

Re: Mein Schulweg
« Antwort #1 am: August 27, 2015, 08:12:11 »
Hi, Jonny!

Auch ich hing schon lyrisch dem alten Schulweg nach - und wie er sicvh seitdem verändert hat! Geht man solche Wege nach langer Zeit wieder, erkannt man erst, dass die Welt, in der man sich zuhause glaubte, gar nicht mehr existiert!

Bemerkungen:

Du beginnt mit unbetontem Auftakt (zumindest kann man es so lesen, da hier beides möglich ist), dann folgen 2 betont auftaktende Zeilen, Z4 ist wieder unbetont. In S2 fällt Z4 aus dem unbetonten Rahmen usw... . Ich biete mal Korrekturen an:

Zu großer Ranzen auf dem Rücken,
und Riemen, die in Schultern drücken,
so ging ich durch der Kindheit Straßen,
in denen wir Kastanien lasen.

Vorbei an rissigen Fassaden -
und rechts war da der Bäckerladen Kein Komma am Zeilenende.
mit abgeblättertem Geländer.
"Verschenken sie die Kuchenränder?" Anführungsstriche für direkte Rede sind in der Lyrik nicht obligatorisch. Entscheide selbst.

Aufs Grau der endlos Gehwegplatten, Es müsste "endlosen" heißen, hier ist keine korrekte Verkürzung möglich. Altern.: "kargen/schmalen/breiten/harten..."
die niemals eine Zukunft hatten,
verirrte Rauch sich aus Kaminen,
durch den kaum Sonnenstrahlen fielen.

Das Schulgelände, kahle Bäume,
steriles Denken ohne Räume,
die Ordnung war des Lebens Sinn.
Wo sollten meine Träume hin?

Die Auftaktfehler habe ich direkt im Text geändert und fett unterlegt, andere Tipps sind blau angemerkt.

Ein gelugenes Gedicht, sobald du auf regelmäßigen Auftakt achtest! Sprachlich klar, inhaltlich stringent - sehr gern gelesen und bearbeitet! :)

LG, eKy
« Letzte Änderung: August 27, 2015, 10:51:44 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Mein Schulweg
« Antwort #2 am: August 27, 2015, 09:45:30 »
Hallo Jonny,
mir gefielt dein Gedicht gut - man kann nur hoffen (mich selber an der Nase nehmend), dass in Grundschulen von heute mehr Träumen / Kreativität möglich ist.

Erichs Anmerkungen solltest du überdenken, "endlos Gehwegplatten" geht gar nicht.

So wärs auch möglich:

Auf endlos graue Gehwegplatten....
....verirrte Rauch sich aus Kaminen. (der Reim kaminen- fielen hinkt ein bisschen)

Wie wärs mit..... und wurde grauer noch auf ihnen?

Ein düsteres Stimmungsbild aus einer Kindheit, die wohl auch nicht imer "kinderleicht" war.

Trotzdem gerne gelesen,
larin


Jonny

Re: Mein Schulweg
« Antwort #3 am: August 27, 2015, 21:16:02 »
Lieber Erich!

Hier möchte ich mich wieder bedanken, du hast meinen Versen den besseren Schliff gegeben.
Jetzt lesen sie sich flüssiger. Ich habe deine Vorschläge übernommen.
Hab Dank, dass du dir die Zeit dafür genommen hast!

Liebe Grüße
Jonny

Jonny

Re: Mein Schulweg
« Antwort #4 am: August 27, 2015, 21:22:30 »
Lieber larin!

Auch dir vielen Dank für deine Überlegungen zu meinen Zeilen.
Ich hänge gern Erinnerungen nach, es sind so viele und es werden immer mehr...
Dein letzter Satz zeigt mir, dass du die Stimmung richtig eingefangen hast.
Ich freue mich über deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Jonny

cyparis

Re: Mein Schulweg
« Antwort #5 am: September 06, 2015, 12:05:28 »
Lieber Jonny -


mein Volksschul- und ersten Gymnasiumjahre (später bekam ich eine Mappe, die mich vom Ranzen befreite) stehen vor mir auf!
Wie bin ich Deinem Gedicht (wieder) daheim!

Lediglich Kaminen-fielen würde ich ändern in
Kaminen - schienen.

Wehmütigen und lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Jonny

Re: Mein Schulweg
« Antwort #6 am: September 07, 2015, 22:58:13 »
Liebe Cyparis!

Schön, dass da Erinnerungen bei dir hochkommen!
Wie klein doch diese Welt früher war...
Und danke - ich habe deinen Vorschlag gern übernommen.
Eine gute Nacht dir.

Liebe Grüße
Jonny

Curd Belesos

Re: Mein Schulweg
« Antwort #7 am: September 12, 2015, 16:37:59 »
moin moin Jonny,

die Ordnung war des Lebens Sinn.
Wo sollten meine Träume hin?


In dieser Ordnung gingen meine Gedichte und Träume unter.
Erst jetzt in der Ruhe des Alters kann ich wieder träumen und
habe meinem Leben einen mir angenehmeren Sinn gegeben.

Ein Gedicht, das mich berührt und das ich gerne gelesen habe.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Jonny

Re: Mein Schulweg
« Antwort #8 am: September 15, 2015, 21:00:40 »
Lieber Curd!

Schön, dass dir deine Träume erhalten bleiben,
es tut gut sich zurückzulehnen...
Und es freut mich, wenn dir meine Zeilen gefallen.
Danke dafür!

Liebe Grüße
Jonny
« Letzte Änderung: September 15, 2015, 21:04:31 von Jonny »