Autor Thema: In deinen Haaren  (Gelesen 1354 mal)

gummibaum

In deinen Haaren
« am: Mai 30, 2015, 21:53:20 »
In deinen Haaren spielt der Wind,
nie war sein Spiel betörender,
er fühlt sich unverhofft als Kind
und winkt mit stumm beschwörender
und leichter Geste zu dem Licht,
webt seinen Glanz in jede Schicht.

Und ich, ich wär so gern ein Kind
und höbe mich aus dösender
Verwurzlung wie der leichte Wind
und striche als erlösender
Gespiel durch Haar und Strähnenglanz -
in jeder Schicht ein Klang, ein Tanz.

(aus dem Fundus)
« Letzte Änderung: Mai 31, 2015, 19:18:22 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: In deinen Haaren
« Antwort #1 am: Mai 30, 2015, 23:02:38 »
Hi, Gum!

Gefällt mir sehr - ich liebe solche Satzgirlanden, wenn sie - wie hier - leicht und klar, stringent und gut folgbar rüberkommen!

Die Inversion in der vorletzten Zeile von S1 und das seltsame Bild von Schichthaaren (oder Schichtlicht?) in der letzten Zeile würde ich so umgangen haben:

"und leichtem Sinn dem Lichte zu,
erhebt es und verweht im Nu."

Auch am Ende von S2 würde ich die "Schicht" ersetzen (Wie kommst du überhaupt auf dieses Bild? Bei "Schicht" denke ich eher an geologische Ablagerungen oder so, aber sicher nicht an Mädchenhaar!), vielleicht durch "in jedem Bild ..." oder "Momente voller Klang und Tanz."

Meines Wissens gibt es auch keine "Schichten" in menschlichem Haar - mir erscheint der Begriff hier nur völlig fehl am Platze.

Abgesehen von diesem Detail sehr genossen! :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: In deinen Haaren
« Antwort #2 am: Mai 31, 2015, 15:05:28 »
Lieber gummibaum,


ich habe es wieder mit großem Genuß gelesen!


Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re: In deinen Haaren
« Antwort #3 am: Mai 31, 2015, 15:16:44 »
Danke, Erich und cyparis.

Da ich mich viel mit Zellschichten oder solchen im atomaren Bereich beschäftigt habe, sind sie für mich subtiler.

LG gummibaum

 

cyparis

Re: In deinen Haaren
« Antwort #4 am: Mai 31, 2015, 18:45:00 »
In deinen Haaren spielt der Wind,
nie war sein Spiel betörender,
er fühlt sich unverhofft als Kind
und winkt mit stumm beschwörender
und leichter Geste zu dem Licht,
webt seinen Glanz in jede Schicht.

Und ich, ich wär so gern ein Kind
und höbe mich aus dösender
Verwurzlung wie der leichte Wind
und striche als erlösender
Gespiel durch Haar und Stränenglanz -
in jeder Schicht ein Klang, ein Tanz.

(aus dem Fundus)


Ich würde den Strähnen noch ihr h gönnen.
Und, lieber Erich, selbstverständlich gibt es Schichten - Oberhaar, Unterhaar, dichtere Strähnen, dünneren Flaum -
und das einzelne Haar besteht auch aus Schichten. die oberste, in Schuppen übereinanderliegende, heißt Cuticula. :)

Liebe Grüße euch

von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Curd Belesos

Re: In deinen Haaren
« Antwort #5 am: Juli 20, 2015, 00:06:51 »
moin moin gummibaum,

romantisch, verträumt mit dem Haar der Geliebten spielen, ohne Zeit einander nah sein und verwöhnen.

Es gefällt mir sehr.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

charis

  • Gast
Re: In deinen Haaren
« Antwort #6 am: Juli 24, 2015, 15:11:37 »
Lieber Gummibaum,
Das Gedicht ist wie ein Margaritenkranz, den du ins Haar der Liebe flichst.
Meine romantische Seele jubiliert!  :)
Lieben Gruß
charis

cyparis

Re: In deinen Haaren
« Antwort #7 am: Juli 24, 2015, 17:12:35 »
Lieber Gummibaum,
Das Gedicht ist wie ein Margaritenkranz, den du ins Haar der Liebe flichst.
Meine romantische Seele jubiliert!  :)
Lieben Gruß
charis

So schöne Kommentare möcht ich auch schreiben können! :)
Der Schönheit treu ergeben
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ANOUK

Re: In deinen Haaren
« Antwort #8 am: August 13, 2015, 09:25:13 »
Lieber Gummibaum, du bist ein MEISTER! Die Vielfalt deiner Themen ist unglaublich. Sagte mir jemand: "Schreib ein Gedicht über Haare".. ich würde vor einem unlösbaren rätsel stehen. Ich wäre schon gar nicht selbst darauf gekommen, Haare zu besingen.
Deine Verse sind wunderschön . Heute mittag, wenn ich mit dem Rad fahre, trage ich mal ausnahmsweise keinen Pferdeschwanz sondern lasse mal den Wind durch meine Haare fahren. Nur mal um zu sehen, wie es sich anfühlt.
lG
Anouk
Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen, aber selten etwas Besseres. (Lessing; aus: Nathan der Weise]