Hi Agneta!
Verzeih, wenn ich mal nicht positiv urteile, aber wenn ich ehrlich sein will, muss ich auch das aufrichtig mitteilen.
Da lese ich viel Zynismus, Verbitterung und Angstzweifel heraus - ein Weltbild, dem nichts mehr unverdächtig ist, zu oft betrogen, ausgenutzt, angelogen von jenen, denen man vertrauen wollte. Überall wird Verrat unterstellt, Eigeninteresse, Dünkel und Selbstbereicherung.
Klar, all das wird immer irgendwo dabei sein, aber das allumfassende Ausmaß, das hier unterstellt wird, kann man nur als maßlos übersteigert bezeichnen, wenn man kühlen, gesunden Menschenverstand zu Wort kommen lässt. Was die meisten Polarisierenden allerdings verweigern, weil sie denken, sie täten genau das ja schon!
Ich denke, man muss schon sagen - und auch sagen dürfen - was man anzweifelt oder wen man (mit hoffentlich guten Beweisen) verdächtigt, aber man darf nie vergessen, dabei durchscheinen zu lassen, das man die Menschen dennoch liebt, dass man weiß, dass wir alle fehlerhaft und verführbar sind, aber dennoch mit zumindest einem gütigen Auge auf all das blicken kann, eben weil es letztlich "menschlich" ist.
Das geht mir hier ein wenig ab, dieses insgeheim wissende Augenzwinkern darum, dass auch alles gut werden kann, und dass Vergebung und Verständnis wichtig sind, trotz aller Irrungen und Versagen. Einfach weil das bestehende System, so ungerecht ausgenutzt es von manchen auch sein mag, immer jederzeit VIEL besser ist als die drohende Alternative, wenn diese Runtermacherei zu übermächtig wird und die Volksstimmung kippt.
Hier wird, so der Gesamteindruck, nur mit Zynismus um sich geworfen, und zwar mit diesem unguten Zeigefingerzynismus, der den damit Werfenden (und dessen Denkgefolge) exkludiert und ihn damit als erhaben und würdiger darstellt, moralisch integrer. Extremisten argumentieren so. Kurz, es gerinnt zu einer Rundumohrfeige gegen praktisch jede bestehende Ordnung, die als korrupt, verlogen, inkompetent und manipulativ dargestellt wird.
Manchmal frage ich mich, wie dieses Land überhaupt noch regierbar sein soll, wenn man es allen Unkenrufern recht machen wollte ... Wir verlernen offenbar immer mehr, zu höherem Gemeinwohl an einem gemeinsamen Strang zu ziehen - das gilt für die politische Füjrung ebenso wie für all die Widerstandsgeister, die ständig destruktiv wirken, anstatt sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zurückzunehmen.
Zum Glück sind die meisten Menschen immer noch bereit dazu, sonst würde längst überhaupt nichts mehr gehen! Aber sie schweigen eher, und die lauten Querbrüller, Angstschürer und allgemeinen Verunsicherer mit teils verborgenen Eigeninteressen stürmen die laute Bühne der Medien und sozialen Netzwerke!
Wohlgemerkt - ich unterstelle DIR damit keineswegs, da dazuzugehören. Du machst dir einfach ernsthaft viele Sorgen und möchtest das einfach mitteilen, was auch dein gutes Recht ist und - wie von mir - auch gern gelesen wird.
Aber merke: Der Ton macht die Musik! Womit wir wieder bei obiger Erläuterung über die gesellschaftlichen Auswirkungen von zuviel destruktivem Zynismus wären ...
Ist ja okay, sich ab und zu einfach mal den Frust von der Seele zu dichten, mach ich ja auch! Aber nicht zuviel davon und - wenn möglich - immer mit einem versöhnlichen Ausblick oder einem den Autor inkludierenden Detail, das zeigt, dass dieser auch nicht erhaben ist über die menschlichen Schwächen, die er bekrittelt. Ein simples "wir" würde an mancher Stelle schon genügen. Ansonsten wäre es nur polemisierende Extremistenwerbung: Seht, wie verkommen des System ist! Verrrottet bis ins Mark! Zeigefinger! Zeigefinger! Warum reparieren, warum sich bemühen? Weg damit, und uns "reine Jünger der einzigen Wahrheit" an die Macht! Wir räumen auf! Das Land wird sauber! (Weil ihr dann gar nicht erst erfahrt, was alles läuft! - Kicher!)
Die rechte Variante: Frauen an den Herd zurück, und alles, was anders ist, kommt weg, auf dass der "gesunde Volkskörper" gedeihe: Verbrecher, Perverse, Korrupte, Ausländer, Juden, Schwule, Transen, geistig Behinderte, Neger, Slawen und andere Untermenschen ... usw. Und fragt bloß nie, was mit ihnen geschieht ...
Oder die linke Variante: Alle sind gleich, nur manche sind gleicher, und die bestimmen, was die Unmündigen zu glauben und zu tun haben, damit die "Freiheit für alle" gedeihe. Alle, die anders denken, verschwinden: Systemkritiker, Intellektuelle, Gebildete, ... usw. Und fragt bloß nie, was mit ihnen geschieht ...
All das stand mir nach der obigen Lektüre vor Augen. Inwieweit ich da selbst zu "wertend" sein mag, magst du selbst bestimmen - ich teile nur mit, was mir so durch den Kopf ging, als ich dein derart "feindliches" Werk las.
LG, eKy