Autor Thema: Drachenkampf  (Gelesen 858 mal)

charis

  • Gast
Drachenkampf
« am: M?RZ 07, 2015, 00:47:41 »
Du kleidest dich als Ungeheuer
in ungelösten Widerspruch
und nährst dich von Korallenbruch,
den Demiurg dem Sein verhieß,
bevor er uns enttäuscht verließ.
In deinen Augen mottet Feuer.

Ein unzähmbares, wildes Glühen
verdichtet sich zur Abendröte
und spiegelt uns der Tugend Nöte.
In deiner Obhut liegt das Blühen -

Es wird dich keiner je erschlagen
um deine Haut als Schild zu tragen.
Die dunklen Mächte sind dein Lohn,
das Sein und Sollen keine Qual,
denn Seligkeit ist dir nur Hohn,
und niemals triffst du eine Wahl.

Du wirst nie mit dem Abgrund ringen,
Verlangen kann dich nie bezwingen,
dein Maß der Dinge sind Gezeiten -
Wir beugen uns den letzten Dingen
und sehen neidvoll dein Entgleiten.
« Letzte Änderung: M?RZ 11, 2015, 08:13:12 von charis »

cyparis

Re:Drachenkampf
« Antwort #1 am: M?RZ 07, 2015, 10:59:40 »
Liebe charis,


das ist grandios!
Dunkelheit gegen Licht, Schönes gegen Häßliches, Gutes gegen Böses -
und all das machtvoll in Szene gesetzt. Die Wortkunst ist bestechend.
Ich bin begeistert.

Ein Tip:
Setze die Gegensätze gegeneinander ab, den Part des Einen vielleicht versal?
Nur eine Anregung.

Lieben Dank und Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Drachenkampf
« Antwort #2 am: M?RZ 07, 2015, 12:26:16 »
Hi, Charis!

Gar nicht übel, das!
Ein par Tipps:


Du kleidest dich als Ungeheuer
in ungelösten Widerspruch
und nährst dich von Korallenbruch,
den Demiurg dem Sein verhieß,
bevor enttäuscht er uns verließ. Würde ich umstellen: "bevor er uns enttäuscht verließ."
In deinen Augen mottet Feuer.

Ein unzähmbares, wildes Glühen Metrik stimmt nicht. Lösung: "Ein unbezähmbar wildes Glühen"
verdichtet sich zur Abendröte
und spiegelt uns der Tugend Nöte.
In deiner Obhut liegt das Blühen -

Es wird dich keiner je erschlagen
um deine Haut als Schild zu tragen.
Die dunklen Mächte sind dein Lohn,
das Sein und Sollen keine Qual,
denn Seligkeit ist dir nur Hohn,
und niemals triffst du eine Wahl.

Du wirst nie mit dem Abgrund ringen,
Verlangen kann dich nie bezwingen, Zweimal "nie" in zwei Zeilen - Wortwiederholung. Das zweite "nie" würde ich durch "nicht" ersetzen.
dein Maß der Dinge sind Gezeiten - Zweimal "Dinge" in zwei Zeilen - Wortwiederholung. Altern.: "du lebst im Rhythmus von Gezeiten -"
Wir harren blind der letzten Dinge Kein reiner Reim. Lösung: "Wir kleben blindlings an den Dingen"
und spüren ängstlich dein Entgleiten.


Ganz hab ich zwar nicht kapiert, wovon hier genau die Rede ist, aber dennoch gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

charis

  • Gast
Re:Drachenkampf
« Antwort #3 am: M?RZ 11, 2015, 08:10:15 »
Vielen Dank, liebe Cyparis und lieber Eky!

Ich habs oben etwas überarbeitet.

Ich müsste es gänzlich umschreiben, um die Gegensätze wirklich abzusetzen, ich denke noch drüber nach, Cyparis.
Ich finde "unzähmbares" geht mE metrisch schon geht; es passt für mein Empfinden besser zum Ungeheuer.
Die "letzten Dinge" müssen bleiben, es sind die biblischen "letzten Dinge" gemeint, deshalb hab ich auch die Wiederholung absichtlich gewählt, einerseits die "Dinge der Natur", also die Gezeiten und andereseits die "eingebildeten Dinge", das ganze Gedicht beschäftigt sich mit dem Widersprüchen zwischen (unserer) Natur und dem Denken (Sein und Sollen).

Lieben Gruß und noch eine schöne Woche!
charis