Autor Thema: Auschwitz  (Gelesen 1032 mal)

Aspasia

  • Gast
Auschwitz
« am: September 18, 2014, 19:45:07 »
In Reihen stehen die brennenden Särge,
begierig zu fressen die Leichenberge,
die Lohen lechzen nach dünnem Fleisch,
das ist ihr Heilsgruß ans Deutsche Reich.

"Da stöhnt ja einer, der ist noch nicht tot!"
"Mein Junge, das tut dem Teufel nicht not,
mach deine Arbeit, lass mich in Ruh,
schieb ihn hinein, mach die Klappe zu!"

Und die feurigen Zungen beißen sich
in das schreiende, heulende Federgewicht,
das dem Todesgase wie Wunder entronnen -
dem Flammenfraß kann es nicht entkommen.

Dies ist die grausamste Stätte auf Erden,
die dazu verdammt, gleich zweimal zu sterben,
mager, entwürdigt und ganz ohne Kleider
durch die Hände der Todesfabrikarbeiter.

Phoenix-GEZ-frei

Re:Auschwitz
« Antwort #1 am: September 18, 2014, 21:13:22 »


Aspasia Aspasia Aspasia.

Die Luft, die ich atme, wird mir eng. Gezeugter aus dritter
Generation von ewig zu Kreuze kriechenden sich nicht
Erkennende. Unterwürfig wie Hunde und Hündinnen,
die der Führung bedürfen? Haltet sie dumm gleich arm.
Doch wer führt sie? Nach dem: Welt – Schach und Matt.

Die gleichen. Nur in einem anderen Gewandt?!


„Ich will überleben“

Damals, wie heute?

ICH NICHT!

Wohl, liebe das Leben!

Ich habe den Holocaust autodidaktisch studiert.
Bin, nicht nur einmal – gestorben!

Meine Welt hat Frieden!

Wünsche Dir Schalom!

„der Friede, der allein versöhnt und stärkt,
der uns beruhigt und unser Gesichtsbild aufhellt,
uns von Unrast und von der Knechtung durch
unbefriedigte Gelüste frei macht, uns das Bewusstsein
des Erreichten gibt, das Bewusstsein
der Dauer, inmitten unserer eigenen
Vergänglichkeit
und
der aller
Äußerlichkeiten.“

Der sich immer wieder aus der Asche erhebt
um die Liebe – Reife erhellend zu zeugen.
Bis zum nächsten – dann werdet ihr – wieder
nicht wider eures und euch Ganzem streiten!

Phoenix GEZ-frei :)

cyparis

Re:Auschwitz
« Antwort #2 am: September 21, 2014, 17:58:53 »
Hallo, Aspasia -


die Frage:
"Kann man nach und über Auschwitz Gedichte schreiben?"
wird hier wieder einmal bejaht.


dem Todesgase
fügte sich "den Todesgasen" dem Leser besser.



Schaudernde Grüße
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Aspasia

  • Gast
Re:Auschwitz
« Antwort #3 am: Oktober 05, 2014, 08:08:15 »
Danke, Cyparis.

Adorno mag alle Kunst bzw. Ästethik nach dem Holocaust zur Barbarei erklären, aber er kann nicht unser von Sprache unterfüttertes Bewusstsein ausschalten. Solange der Mensch Sprache und somit Bewusstsein hat, wird er es umsetzen in Schrift und Bild. Niemand wird sich das von Adorno verbieten lassen.

LG
Aspasia

gummibaum

Re:Auschwitz
« Antwort #4 am: Oktober 17, 2014, 15:32:31 »
Das geht unter die Haut! Als Gedicht gefällt es mir sehr.

Chapeau!
gummibaum

Curd Belesos

Re:Auschwitz
« Antwort #5 am: Oktober 17, 2014, 22:38:38 »
Die Menschheitsgeschichte kennt keine Ereignisse, die zu berichten und verdichten tabu wären.
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Aspasia

  • Gast
Re:Auschwitz
« Antwort #6 am: Oktober 18, 2014, 05:37:25 »
Ich danke für die Beschäftigung mit meinem Gedicht.

Ich weiß, dass es grauselig ist - mehr noch: Es erzeugt Angst. Das wäre nicht schlimm, wenn es nur erfunden wäre, aber das ist es leider nicht.

Es waren KZ-Häftlinge, die in den "Krematorien" arbeiteteten, und nicht jeder, der aus den "Duschen" kam und in einen Ofen geschoben wurde, war tot.

Wie stabil muss ein Mensch sein, um das ertragen zu können? Es gibt Überlebende, die darüber berichten, aber ich habe nicht einen einzigen Überlebenden gesehen, der dabei nicht zu zittern begann und dem die Tränen nicht aus den Augen traten.

Was sie damals nicht durften, taten sie später: Sie weinten. Aber das half nicht.

Liebe Güße und ein schönes Wochenende,
Aspasia

charis

  • Gast
Re:Auschwitz
« Antwort #7 am: Oktober 18, 2014, 10:14:23 »
Liebe Aspasia,
Ja, das erzeugt Gänsehaut und geht unter die Haut.
Gerade angesichts der aktuelle Ereignisse, darf man wohl nie aufhören,
die Menschenverachtung und abgründige Grausamheit zu der wir Menschen fähig sind,
zu beschreiben und damit anzuprangern.
Chapeau, natürlich auch für die Umsetzung!
Lieben Gruß
charis