Autor Thema: Schwarze Eva  (Gelesen 805 mal)

Phoenix-GEZ-frei

Schwarze Eva
« am: Oktober 24, 2014, 12:47:35 »



Vor meiner Klagemauer

stehe ich
mit All mein
sinnen

Weit zurück

an:

Bab al-Mandab

„Tor der Tränen“

zwei Mal
ein Hundert
übers rote Meer

dank,
gedenke
schwarzen

erste
Lilith

Revolutionär.


Mädchen

mit ausgedünntem Haar.


Gründen, nach und nach

Zivilisationen

Philosophieren

Biss - heute, häuten
Das du  aus Angst
Beton – Gedankenwelt
(lassen)

Zwei Reiche
Zwei Mächte
Eine Seidenstraße

Ein Heer

von Sklaven

Überheben
einen
ans Kreuz

Assimilieren
dieses – erneuern.


Nur eine
Stimme
Hören

Die da spricht:

„Eurer Zeit - geht zum engen Ende“

Apostroph

Ich bin Meer

Am Ufer
letzte
Eichen

Kundiger

Liegen
Reste
Auf – Tafel

Geschenke
Meiner - tiefen
Bundeslade

Bereit
!

Die
Mir
Totem
wollen

© Phoenix-GEZ-frei


http://www.youtube.com/watch?v=NyB8X0XcKmc


Rainer Maria Rilke
Der Panther
(Im Jardin des Plantes, Paris)
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

Phoenix spricht:

Ich blicke meiner Stäbe
fest
Die sich
lösen

bin
zeitlos

Sein lassen
FREI

cyparis

Re:Schwarze Eva
« Antwort #1 am: Oktober 26, 2014, 18:17:04 »
Lieber Phönix,


Dein Gedicht hat für mich mehrere Ebenen -
zuallererst einmal das aschene Haar Sulamiths (Paul Celan), dann die Klagemauer, die von Myriaden flehender Hände glattgerieben und Meeren von Tränen reingewaschen ist;
von Lilith, Evas kluger und selbständiger vorgängerin, die in Adams Augen zu klug und selbständig war -
bis zu den über 2000 Jahren gnadenloser Verfolgung, Vertreibung, Auslöschung.

Sehr bedrückend, sehr bedrückend!

Und stilistisch wieder so echt, wie ich es von Dir erwartet habe.


Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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