Werdegang

[Erich Kykal]

Oh Jugend, deiner Hände Weben
an aller Hoffnung jungem Kleid!
Wie schwand aus meiner Tage Leben
dein lichtes Band, daran zu heben
ich groß mich machte, wenn ein Leid
mich grausam einzuholen drohte,
an dem ich einstens lange hing.
Du stolze Kraft, die in mir lohte,
du alles Wunderbaren Bote,
der mit mir aller Wege ging!

Wo musste ich dich ziehen lassen,
an welchem Tag, zu welcher Stunde?
Ach, fände ich dich dort verblassen,
ich würde nach den Sternen fassen,
dir wieder nah zu sein im Bunde!

Doch meinen Werdegang zu tauschen
mit deiner Lust - bin ich bereit?
Dein Lärmen hinderte mein Lauschen
nach einer Weisheit, deren Rauschen
mich tiefer gehen lässt und breit.
Ihm bin ich fließend hingegeben,
wo es mich ruft nach einem Leben
von Ewigkeit zu Ewigkeit!

[a.c.larin]

Was - noch unkommentiert und von dir?
Na, das geht ja wohl gar nicht, das muss sich natürlich ändern. 

Gleich fällt mir einmal die Strophenform ins Auge:   5Zeilen-  5Zeilen -5 Zeilen und als Conclusio  7Zeilen: interessant, weil so etwas nicht oft zu sehen ist.

Den zweiten Satz, den du strophenüberbauend einsetzt, muss man schon mehrmals lesen , um ihn einmal zu verstehn.
Habs geschafft! 
Die Jugend scheint ja wirklich oft ein (Schutz oder Abwehr-) Schild vor Vielem zu sein. Man weiß noch nicht . Aber genau das ist auch der Nachteil.

Mit den Jahren kommt das Wissen. Das legt bloß, schafft aber andererseits Verständnis ( Hoffentlich!)

Ich frage mich nur, was es uns nützt , in den "ewigen Jagdgründen" ein Wissender zu sein?
Dort können wir ja doch nichts mehr ändern.

Aber deine Rückschau auf den persönlichen Werdegang, deine "Lerngeschichte", die hat mir sehr gefallen!

(Detail am Rande: Sollte es in Strophe drei nicht eher heißen : "Wann musste ich dich ziehen lassen....? Ich meine, der Satz geht ja nachher mit Zeitangaben weiter: an welchem Tag , an welcher Stunde... Erschiene mir logischer.)

Liebe Grüße,
larin

[Erich Kykal]

Hi, larin!

Genaugenommen hast du nicht unrecht - ich aber auch nicht so ganz, denn wiewohl der Satz mit Zeitangaben weitergeht, MUSS im ersten Teil derlei nicht zwangsläufig gemeint sein: Erst Ort, dann Zeit (und die eben gleich mit zwei Begriffen...)!
Es geht auch "örtlich" weiter: "Ach, fände ich dich DORT verblassen..."
Ich schwanke noch, denn mit dem "wann" vorneweg wäre die Zeile optisch dann schon recht lang, und auch sprachmelodisch gefällt mir "wo" dort besser.

Vielen Dank für deine treffliche Auseinandersetzung mit meinen so lang übersehenen Reimen hier!

LG, eKy

[cyparis]

Ach, Erich Kykal -

alle meine Wege begleitest Du mit Deiner Kunst!

Was sonst bleibt mir zu sagen?


cyparis

[Erich Kykal]

Hi!

Hier noch eins meiner "ziemlich Alten" - damals eindeutig eine Hommage an Rilke's Stil. Viel Spass damit, klinge ich hier doch beinahe "gläubig"! 

LG, eKy