Wie Gott sich verschätzte
Der Herrgott schuf zuerst zur Probe
nur Pflanzenfresser, carniphobe.
Es ging nicht gut, wir wissen das,
ein Tiger spielt nicht Caritas.
Der Löwe lag im Paradiese
zum Sonnenbad auf grüner Wiese.
Er träumt’ von Zebra, Gnu und Has
und äste gleichfalls frisches Gras.
Da griff Frau Eva, Satan lachte,
zum Apfel, was Vertreibung brachte.
Jetzt handelt jeder mit Bedacht,
der Bögen um ein Raubtier macht.
Wie Gott
zum Evolutionisten wurde
Gott schuf, wir wissen’s, unsre Ahnen,
(zuvor den Erbprimatenstamm).
Die Schöpfung sah Entwicklungsbahnen
bis hin zu Seife, Kleid und Kamm.
Da Vinci, Biblische Geschichte
verklären Adams Ebenmaß.
Als Schönling wandelt er im Lichte
des Gottgefallens übers Gras.
Doch glaubt man Darwin, was man sollte,
so hatte Adam dichtes Fell
und wenn er seine Augen rollte,
erstarrten Löwe und Gazell'.
Er liebte Eva übertrieben,
besonders weil sie einzig war.
Welch' Mann zupft heute noch der Lieben
die Zecken aus dem Rückenhaar?
Wie Gott Musik auf die Erde brachte
Gott verdross das Harfenspiel,
hörte ganztags Cherubim.
Menschen (seiner Schöpfung Ziel)
fehlten (musikalisch) ihm.
Blitzbefehl hinab zur Erde,
dass die Sache anders werde.
Adam, Eva, Abel, Kain
gründeten ein Streichquartett,
Nicht nur Himmelslob allein,
auch als Zeitvertreib war's nett.
Notengaudium der Frommen,
doch es sollte anders kommen.
Gab zu Fehlgriff-Dissonanz,
immer hatte Kain die Schuld.
Abel übertrieb den Pflanz,
strapazierte Kains Geduld.
Engel, kehrt zur Harfe wieder,
schaut nicht auf die Erde nieder!
Was des Lästerns Folge war,
ist dem Bibelfreund bekannt.
Das Quartett, das keins mehr war,
wurd’ in Trio umbenannt.
Volksmusik scheint recht gefährlich
und für Gott im Grund entbehrlich.
Wie Gott kleine Bosheiten einstreute
Gott sah mit Argwohn wie Adam die Tage
mit Eva in schädlichem Nichtstun verbrachte.
Brot gab's in Fülle, so ganz ohne Plage,
ein Grund, dass der Herrgott an Abwechslung dachte.
Da ließ er sie merken,
für Brot muss man werken.
Säen und Ernten, das Dreschen belehrte,
wer essen will, darf seine Hände nicht schonen.
Gott, der den Ureltern Arbeit bescherte,
gefiel der Erfolg. Um den Ernst zu betonen,
versah er die Ähren
mit Grannen zum Wehren.
Wie Gott den Ur bevorzugte
Gott formte (ebenfalls aus Lehm)
die sonderlichsten Hörnertiere.
Er liebte diese, außerdem,
er brauchte Archenpassagiere.
So schuf er auch den Ochsen Ur
der liegt nur da, kaut selig wieder,
genießt die himmlische Natur
und singt zur Harfe fromme Lieder.
Beweisbar ist dies alles nicht,
doch kann es angenommen werden,
bewertet doch das Jüngstgericht
den Lebenswandel hier auf Erden.
Laut Schrifttum war das Auerrind
bescheiden, gottgefällig, bieder.
Es glaubte fest ans Himmelskind
und kaute hin und wieder wieder.
Wie zu Gott auch Beschwerden kommen
Gott Vater führt ein kleines Buch,
Beschwerdelisten, keine Flut.
Ein flehend frommes Bittgesuch,
dann wird die Sache (meistens) gut.
Ein Käfer, beinchenmäßig flott,
betrachtet bang sein Oberkleid.
Er fliegt hinauf zum lieben Gott
und klagt dem Herrn sein Seelenleid.
Du, Himmelvater, schau mich an,
das Rot der Flügel ist wohl satt,
ein Tupferl aber, dann und wann,
da wären Grill’ und Blattlaus platt.
Der Herrgott runzelt seine Stirn
und hört verlegen den Bericht.
Er schöpft zwar Haut und Bein und Hirn,
dDoch reparieren kann er nicht.
Maria, eine Frohnatur,
malt Punkte auf das Käferdach.
zwar dreieinhalb pro Flügel nur,
doch zählen diese tausendfach.