Autor Thema: Furchtbarer Schoß  (Gelesen 810 mal)

cyparis

Furchtbarer Schoß
« am: Juli 14, 2014, 13:49:48 »
Den eignen Träumen kann ich nicht gebieten.
Mich drängt's, den Schlaf zu fliehen.
All das alte Grauen steigt mit Qualen auf.

Wie sie zu einem Alltag schwarz gerieten ...
Aus Schloten steigt ein gelbes Glühen.
Mein Schlaf: ein schwererworbner Kauf.

Ich rief die Geister nicht. Sie waren da,
seit ich den Geist der Zeit erkannte.
Ich blieb gezeichnet lebenslang.

Jetzt sind die Schrecken wieder grausig nah.
Nicht erst, seit ein Asyl verbrannte,
seit eine Kugel in des Fremden Schädel drang.

Es mag mein Aug sich nicht gewöhnen.
Das Ohr - es hört das Schreien nächtelang.
Und neue Schlote wachsen aus dem Stöhnen.















Juli 2014
« Letzte Änderung: Juli 19, 2014, 19:09:26 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
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gummibaum

Re:Furchtbarer Schoß
« Antwort #1 am: Juli 14, 2014, 18:49:22 »
Hallo Cyparis,

sehr gut, diese Dünnhäutigkeit. "Türkenschädel" passt weniger dazu. Ein Opfer, Halit Yozgat, wurde in der Nähe meiner Schule umgebracht.

LG gummibaum

« Letzte Änderung: Juli 14, 2014, 18:53:00 von gummibaum »

cyparis

Re:Furchtbarer Schoß
« Antwort #2 am: Juli 14, 2014, 18:51:49 »
Lieber Gummibaum,


ich habs geändert, aber wenn Du etwas weißt, was besser paßt:
Ich bin für jede Anregung dankbar!

Lieben Gruß
von
Cyparis
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Aspasia

  • Gast
Re:Furchtbarer Schoß
« Antwort #3 am: Juli 14, 2014, 23:56:56 »
Das Gedicht ist richtig gut, und auch der Bezug wird durch die vierte Strophe unmißverständlich klar.

cyparis

Re:Furchtbarer Schoß
« Antwort #4 am: Juli 15, 2014, 09:12:30 »
Herzlichen Dank für das Lob, liebe Aspasia!



Und freundliche Grüße
von
Cyparis




(Ich freue mich, daß Du wieder aktiv bist!!!)
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Erich Kykal

Re:Furchtbarer Schoß
« Antwort #5 am: Juli 15, 2014, 13:08:25 »
Hi, Cypi!

Düsternis! Schwermütig bis fatalistisch muten diese Zeilen an, und doch - innigst genossen ob der hohen sprachlichen Güte!

Bloß dreierlei:

S1Z1 - In einem durchgängig unbetont beginnenden Text die einzige Zeile mit betontem Auftakt. Das ruckelt! Alternative: "Den eignen Träumen kann ich nicht gebieten."

S2Z2 - Du schreibst von einem "Blühen"? - Sollte da ein gelbes "Glühen" nicht viel besser passen?

S4Z2 - "Asyl loh" ist schwer zu trennen und so nicht leicht verständlich. Für größere Klarheit bei adäquatem Sprachfluss: "Nicht erst, seit mein Asyl verbrannte,"


Trotz der indifferenten Hebungszahlen zeichnet sich der Text durch eine flüssige Melodie aus, der man leicht und gerne folgt. Inhaltlich konnte ich allerdings nicht ganz folgen - was ist das mit der Kugel in des Fremden Schädel? Da finde ich keinen Zusammenhang mit dem Rest des Textes über Albträume. Und was ist mit dem verbrannten Asyl gemeint?  ???

In diesen Punkten bitte ich um Erläuterung.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Furchtbarer Schoß
« Antwort #6 am: Juli 19, 2014, 19:17:19 »
Lieber Erich,


ich habe alle Deine Anregungen dankbar übernommen.
Asyl?
In den letzten Jahren wurden von Neonazis etliche Asylantenheime in Brand gesteckt, es gab Todesopfer.
Und der NSU hat unschuldige Ausländer, die sich hier eine Existenz aufgebaut hatten, mit Waffen regelrecht exekutiert.


Gewittrige Grüße
aus dem glühenden Westen

von
Cyparis

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