Hi Gum!
Genau aus diesem Grund habe ich mit Ende 20 aufgehört, Fotos zu machen: Nach verstaubten Jahren in irgendeiner Schachtel wirken sie beim erneuten Betrachten entweder wie Bilder aus dem Leben eines längst Fremden, Überwundenen, oder sie gemahnen einen daran, dass man so vieles eben noch nicht so gut bewältigt hat, wie man einst wollte.
Zuweilen machen sie auch wehmütig ob alles dessen, was an unweigerlich Verlorenem sie zeigen: Jugend, Energie, Lebenslust ...
Nein, ich habe damals meinen Fotoapparat verscherbelt, und seither habe ich nicht mal ein Handy mit Fotofunktion. Ich meine: Die Bilder, die wirklich erinnernswert sind, bleiben ohnedies im Gedächtnis, und andersherum: In den erinnerungswürdigen Momenten war damals selten ein Fotoapparat zur Hand, die Bilder blieben also meistenteils belanglose Momentaufnahmen aus einem meist belanglosen Alltag - auch im Urlaub.
Und heute - hob die jederzeitige Verfügbarkeit bildlichen Dokumentierens allgemein die innere, bezugsfähige Qualität des Abgebildeten? Ich finde: Mitnichten! Wenn möglich, sind die meisten Bilder noch viel bedeutungsleerer und zufallsgebundener, oder dienen nur dem Abfeiern unreifer Sefie-Egos ...
Ich denke: Wenn man ein Bild malt - und nur dann - wählt man ob des betriebenen Aufwands auch wirklich ein Motiv, das für einen selbst bedeutsam ist und etwas auszusagen hat, auch noch 20 oder mehr Jahre später. Die Kamera und das Handy haben es uns zu leicht gemacht, etwas festzuhalten, und dementsprechend nichtssagend sind dann eben auch die meisten Aufnahmen.
Tipp: In S3Z3 würde ich das "bald" gleich nach "sich" positionieren, das liest sich leichter und macht den Satz auch übersichtlicher.
Mir ergeht es ebenso wie dir: Je älter ich werde, desto spurloser und rascher scheinen die Jahre an mir vorbeizuhuschen. Was einen früher mal antrieb, sich in die Welt zu wagen, etwas bewegen zu wollen oder sich bewegen zu lassen - all das scheint sich zu verlieren, scheint angesichts der erlebten Menge Lebens irgendwie an Bedeutung zu verlieren. Man freundet sich mit dem Gedanken an, dass im Grunde nichts eine Rolle spielt - und es auch nie getan hat - und nennt es gern "weise" und "abgeklärt".
Dies ist vielleicht ein alterungsbedingter Zustand, der jeden früher oder später heimsucht, und man fühlt sich irgendwie ja auch nicht so unwohl damit. Man hat nicht mehr das Bedürfnis, mitzuspielen, sich zu engagieren, aktiv am Leben teilzunehmen. Ist das ein Symptom organischen Verfalls, oder ein psychisches Drehmoment - oder beides?
Junge, energiegeladene und hormongetriebene Menschen beneiden die Älteren um die Fähigkeit, in sich zu ruhen - aber die Alten allein wissen: Wer in sich ruht, verliert irgendwann den Kontakt zur Welt draußen. Ein Gleichgewicht scheinen wir da kaum je zu erreichen ...
Sehr gern gelesen!
LG, eKy