Wer tippelt so spät durch Nacht und Wind?
Es ist Vater Maus mit seinem Kind.
Er führt das Junge in Richtung Haus,
Er fühlt sich sicher, er kennt sich aus.
Jungchen, was ziehst du so bang ein Gesicht?
Siehst, Vater, du die Königin nicht?
Die Königin mit Krallen so spitz?
Jungchen, ein Schatten treibt mit dir Witz.
"Du kleine Maus, komm her zu mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir,
Auf Spaß und Kurzweil versteh ich mich,
Hab' keine Angst, ich fresse dich nicht."
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was die Königin mir schnurrend verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind,
über dem Hofe säuselt der Wind.
"Willst feines Jungchen du mit mir geh'n?
Meine Spiele sind lustig, du wirst schon seh'n,
Meine Tatzen führen den nächtlichen Reihn
Und tanzen und schubsen und lullen dich ein."
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
der Königin Kinder am düsteren Ort?
Jungchen, Jungchen, stell dich nicht an,
Es ist nur die Angst, sie hält dich in Bann.
"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt,
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!"
Mein Vater, mein Vater, jetzt krallt sie sich ein
und schnappt mit den Zähnen mein Schwänzelein.
Dem Vater grauset's, er tippelt geschwind,
hört hinter sich das röchelnde Kind,
erreicht den Bau in wilder Hatz -
das Mäuselein bleibt für die Katz.
(2009)