Das Karzinom ist fort

[Curd Belesos]

Ich fühl mich einsam und bin voller Sehnen,
es ruft mein Herz nach dir in bittrer Not,
ich glaubte manchmal schon ich wäre tot.
da sich die Krankentage endlos dehnen.

Vorbei die Zeiten, da wir uns umarmten
und mir dein Mund so süß an meinem hing,
wobei die Zeit uns viel zu schnell verging,
da sich Sekunden, Stunden nicht erbarmten.

Nun ist der schwere Eingriff überstanden,
das Karzinom ist fort aus meiner Brust;
und auch die Schatten, die einst in mir lebten;

die Metastasen sind nicht mehr vorhanden.
Ich werde weiterleben, welche Lust,
da mir die Parzen neues Schicksal webten.

© Curd Belesos

[charis]

Lieber Curd,
Ich hoffe sehr, das ist keine persönliche Erfahrung! 
Lieben Gruß
charis

[Curd Belesos]

moin moin charis,

die Gedichte sind für eine liebe Freundin, der man jetzt im neuen Jahr mitteilte, dass sie nur noch einer vierteljährlichen Überprüfung bedarf. Der Krebs wäre "besiegt". Danke fürs lesen und dein Mitgefühl.

Lieben Gruß aus dem mit Regenwolken verhangenen Tor zum Norden. Curd

Für Kirstin
Der Winter naht dir und die Lebensstunden
Verbringst du friedlich hier in Freundeshand,
Zähl nur die schönen Zeiten, nicht die wunden,
Mit dem Gefühl und nicht mit dem Verstand.

Noch kann dein starker Geist den Schmerz ertragen,
Wenn dir das Gift durch deine Adern rinnt,
Erträgst die Qualen, willst dich nicht beklagen,
Auch weil die Antibiose erst beginnt.

Du hoffst auf neue Lieben, neues Leben
Und dass der Tod dir nicht dein Glück zerstört,
Das Schicksal könnte den Befund aufheben,
Doch viel zu selten wird solch Wunsch erhört.

Die Krankheit drückt dir tief die Seele nieder,
Ich spür die Zweifel, wenn ich bei dir bin.
Zu zweit erlangen wir das Lachen wieder,
Und richten nur auf schönes unsren Sinn.

CB 23.7.2014

[cyparis]

Beide Gedichte, lieber Curd, sind sehr anrührend.
Ich spüre die ganz persönliche Note, und auch ich richte meinen Sinn aufs Schöne!




Alles Gute in jeder Hinsicht


wünscht
Cyparis

[Erich Kykal]

Hi, Curd!

Gutes Sonett.

Dass es in S1Z4 "dehnten" heißen sollte, ist dir schon klar, oder? Du könntest die erste Zeile ja entsprechend anpassen (sehnten, ersehnten, versehnten), dann wäre dieser Zeitfehler überflüssig.

S3Z1 - Die Verkürzung "hab" könntest du vermeiden: "Ich habe diesen Eingriff überstanden,"

S3Z3 - Komma nach "Schatten".

S4Z2 - "Frust im Leben" klingt unlyrisch, sowohl von Wortwahl wie von Konstruktion her. Altern.: "aus schwerem Leben ..." oder so.

S4Z3 - Schöner: "da mir die Parzen neues Schicksal webten."


Sehr gern gelesen!

LG, eKy

[Curd Belesos]

Liebe Cyparis,

ja, wir wollen nur auf das Schöne unseren Sinn richten, danke für deine Wünsche.
Mir geht es auch wieder besser, denn den Nerv, der mich nervte, hat der Zahnarzt gezogen.


Moin moin Erich,

danke für dein Lob und deine Korrekturvorschläge. Ich freue mich sehr darüber.

NUR:

Dass es in S1Z4 "dehnten" heißen sollte, ist dir schon klar, oder?

Nein, es ist mir nicht klar, denn sie liegt immer noch im Krankenhaus, sehnt sich nach ihrem Liebsten und schreibt ihm dieses Gedicht, in dem sie in V1/Z3 und V2 ihre Gedanken an die Vergangenheit beschreibt. Warum ist das "dehnen" dann ein Zeitfehler 

LG
CB