Autor Thema: Was bin ich  (Gelesen 1230 mal)

galapapa

Was bin ich
« am: M?RZ 15, 2014, 09:36:58 »
Eines ist zuweilen für mich hart:
Zu erkennen, wer und was ich bin.
Festgekettet an der Gegenwart,
für die Zukunft blind von Anbeginn.

Und mein Schicksal ist im Ungewissen,
der Barmherzigkeit ganz untergeben,
meinem Wollen gnadenlos entrissen.
Bin ich das, ist das mein ganzes Leben?

Einsicht, die in Arroganz erfror,
scheint vernebelt. Ich bin nicht allein,
nicht die Mitte dieser Welt - ein Tor.
Und so will ich denn zufrieden sein.


Erich Kykal

Re:Was bin ich
« Antwort #1 am: M?RZ 15, 2014, 10:27:42 »
Hi, Charly!

Schöner Text! Als ein leichtes "Hakeln" empfand ich den Kadenzenwechsel (S2) beim jeweiligen Übergang dorthin zu den weiblichen nach S1 und wieder retour zu den männlichen mit S3. Ist diese Konstruktion so gewollt oder hat es nur ergeben?

Sehr gern gelesen!

LG ,eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

galapapa

Re:Was bin ich
« Antwort #2 am: M?RZ 15, 2014, 14:13:34 »
Hallo Erich,
da der Wechsel männlich-weiblich-männlich strophenweise erfolgt und am Versende steht, sollte das beim Lesen nicht holpern.
Es war in der Tat Absicht. Ich beabsichtigte damit einen gewissen Höhepunkt zu schaffen bei den Überlegungen, um dann zum Abschluss wieder herunter zu kommen auf das Ausgangsniveau.
Völlig unakzeptabel ist so etwas natürlich am Versanfang. Ich habe neulich ein Gedicht in einem anderen Forum gelesen, bei dem ein gleichmäßiger Wechsel sogar von Vers zu Vers in den Strophen stattfand. Obwohl ich die Regelmäßigkeit erkannte, bin ich von Anfang bis zu Ende des Textes immer wieder gestolpert.
Na ja, vielleicht liegt's ja auch an mir; Zeit für den Rollator? ;D
Herzlichen Gruß!
Charly

Erich Kykal

Re:Was bin ich
« Antwort #3 am: M?RZ 15, 2014, 14:21:36 »
Hi, Charly!

Du meinst abwechselnd betonte und unbetonte Auftakte?! Nö, da musst du dir nix vorwerfen, das klingt wahrlich grauenvoll! (Schudder!!!)

Das mit dem dynamischen Höhepunkt in der Mitte des Gedichts ist nachvollziehbar, aber sollte der nicht eher am Ende kommen? Nun, als "Aufschrei" des LyrIch sozusagen mag es funktionieren. Ich wollte ja auch nur zu Protokoll geben, dass mir der Wechsel eben sofort aufgefallen ist.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

galapapa

Re:Was bin ich
« Antwort #4 am: M?RZ 15, 2014, 17:37:42 »
Hallo Erich,
nein, die Frage "ist das mein Leben, bin ich das?" sehe ich als den Höhepunkt des Konfliktes, der in dieser Ratlosigkeit gipfelt und dann in der Einsicht wieder abfällt.
Aber das kann natürlich jeder Betrachter nach seinem Gusto ansehen.
Herzlichen Gruß nochmal!
Charly

Daisy

Re:Was bin ich
« Antwort #5 am: M?RZ 16, 2014, 16:46:16 »
Hallo Charly,

für mein Empfinden ist der Wechsel der Kadenzen passend und gelungen, ist halt immer wieder Geschmackssache!

Es bleibt wohl keiner davon verschont im Laufe des Lebens immer wieder die eigene Situation zu hinterfragen und abzurechnen.
Dass es da viele Dinge gibt, die einen nicht unbedingt besonders glücklich machen, ist wohl nicht ungewöhnlich, daher ist es umso
erfreulicher, wenn sich doch letzten Endes Zufriedenheit einstellt.

An deinen Gedichten gefällt mir, dass sie überwiegend mit einem versöhnlichen Ausklang enden!  :)

Sehr schön!

Es grüßt dich herzlich
Daisy

cyparis

Re:Was bin ich
« Antwort #6 am: M?RZ 16, 2014, 21:08:41 »
Festgekettet an die
oder
Festgekettet in der

hätt ich geschrieben.

Todmüden Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

galapapa

Re:Was bin ich
« Antwort #7 am: M?RZ 16, 2014, 22:27:00 »
Liebe Daisy,
danke für Dein schönes Lob!
Du hast das völlig richtig eingestuft: Ein versöhnlicher Ausklang durch die Einsicht. Das eben ist für mich nicht der Höhepunkt des Konfliktes, sondern eine Lösung.
Dies mit den Endungen zu unterstreichen war ein kleines Experiment.
Trotz der unerfüllten Wünsche und der offenen Fragen Zufriedenheit erlangen zu können, das ist für mich hohe Lebenskunst.
Liebe Grüße an Dich!
Charly

Liebe Cyparis,
im vorliegenden Sinne ist meiner Meinung nach beides richtig, wenn man auch normalerweise an etwas festgekettet ist oder wird.
Einen lieben Gruß und guts Nächtle!
Charly