Autor Thema: Der Hagestolz  (Gelesen 1137 mal)

Erich Kykal

Der Hagestolz
« am: Februar 16, 2014, 11:43:33 »
Schon lange hat er nicht mehr teilgenommen
am Spiel des Lebens dieser Menschenwelt.
Er ist vor Jahren übereingekommen
mit einem Selbst, dem es allso gefällt.

Er streifte es sich über, zu vermeiden,
dass ihn Verlust und dessen Schmerz befällt.
Vor allen Dingen wollte er nicht leiden,
und hat sich außerhalb der Welt gestellt,

der Welt des Umgangs und des Kennenlernens,
der engen Freundschaft und der Sympathie.
Er ging den Pfad des steten Sichentfernens
von anderen und reute es fast nie.

Nur nächtens manchmal, wenn die Lampen brennen
an fernen Türen wie ein Licht im All -
dann will er jenes Selbst nicht weiter kennen,
und fühlt sich wie die Sünde nach dem Fall.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Der Hagestolz
« Antwort #1 am: Februar 16, 2014, 12:29:54 »
Hallo Erich,

das scheint direkt der Seele dieses einsamen, im Grunde mit sich versöhnten, in Momenten, die man teilen möchte, aber plötzlich todtraurigen Menschen entnommen. Ich kann das Gefühl sehr gut nachvollziehen und bin begeistert von der Sprache, in der es hier auskristallisiert.  Thematisch ähnlich ist ein Gedicht auf deiner CD.

Chapeau!
gummibaum   

cyparis

Re:Der Hagestolz
« Antwort #2 am: Februar 21, 2014, 18:09:28 »
von anderen und reute es fast nie.

"von anderen. Es reute ihn fast nie"
Bei Deiner Wendung, lieber Erich,
fehlt mir persönlich das Suffix be.

Die letzte Strophe schmeckt mir nicht hundertprozentig; eventeill finde ich den Reim All:Fall ein wenig gewzungen.
Das tut aber Deinem Gedicht keinen Abbruch.
Ich sehe mich "genötigt", wieder ein Piedestal zu errichten. :)


Ganz herzlichen Gruß
von
Romulus
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Der Hagestolz
« Antwort #3 am: Februar 21, 2014, 19:38:51 »
Hi, Cypi!

Ob man "reute" so verwenden kann wie ich hier, ich weiß es nicht genau. Ich hätte auch ein Komma setzen und "bereute" schreiben können, aber das wäre weniger melodisch gewesen. Ich denke, man kann es noch so sagen, auch wenn es so nicht geläufig ist. Bis zum Beweis des Gegenteils möchte ich also darauf beharren.

Hi, Gum!

Bestimmt ist sowas auch auf den CDs, denn derlei bedichte ich immer wieder mal, schließlich ist es weitgehend autobiographisch, bzw. selbstanalytisch, was da beschrieben wird.


Euch beiden vielen Dank für das positive Feedback!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Der Hagestolz
« Antwort #4 am: Februar 21, 2014, 21:41:40 »
Hei, lieber Erich,


hier hat doch niemand etwas zu beweisen!
Aber ich kann doch nicht immer wieder mit dem gleichen Hymnen aufwarten!
Ein Tupfer Senf schadet nicht...

nicht Dir
und nicht
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Der Hagestolz
« Antwort #5 am: Februar 21, 2014, 22:31:18 »
Hi, Cypi!

Betrachte es eben als literarische Herausforderung, immer neue Elogen zu ersinnen! ;) ;D

Neh, Scherz beiseite - ich freue mich immer über Zuspruch, egal, wie auch immer formuliert!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Der Hagestolz
« Antwort #6 am: Februar 22, 2014, 09:34:30 »

Betrachte es eben als literarische Herausforderung, immer neue Elogen zu ersinnen!



Ich will mich bemühen! :)
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Der Hagestolz
« Antwort #7 am: Februar 22, 2014, 21:12:33 »
Hallo Erich,

in die Welt des Hagestolz kann ich mich zum Teil hineinversetzen, aber dann auch wieder nicht.

Irgendwie kommt in mir das Gefühl auf, dass diese Abgrenzung von allem, letzten Endes für ihn auch nicht unbedingt das Wahre ist. Er erscheint mir wie ein innerlich Zerrissener.

Das Gedicht ist wirklich schön, aber es stimmt mich sehr wehmütig!

LG Daisy

Erich Kykal

Re:Der Hagestolz
« Antwort #8 am: Februar 22, 2014, 23:03:16 »
Hi, Daisy!

Vielen Dank für deine mitfühlenden Worte!

Nichts ist hundertprozentig! Alle Entscheidungen wanken irgendwann, jeder kennt solch schwache Momente und ihre bangen Fragen. Aber letztlich bleibt man bei dem, was einem richtig erscheint oder am wohlsten tut, auch wenn man diesbezüglich die Welt anlügt oder Ausreden vorschiebt.
So haben sicher auch Hagestolze ihre wehleidigen Momente, und wer Fantasie hat, kann sich natürlich auch ausmalen, was womöglich gewesen wäre, wenn... - aber ich sag mal so: Wer nicht grundsätzlich gerne so lebt, der würd's letztlich doch auch nicht tun, oder? :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.