Autor Thema: Fragment  (Gelesen 724 mal)

cyparis

Fragment
« am: Dezember 02, 2013, 20:53:21 »
Ich muß mein Fenster schließen.
Zuviel Vergangnes trägt die Nacht herein.
Zuviel Sehnsucht, zuviel Büßen.
Und dieser kalte Sternenschein!

Ich muß mich im Gedränge bergen;
gebt mir Bücher, gebt mir Wein!
Ich hocke auf zu vielen Särgen,
hab nicht nur einen Klotz am Bein.

Warum weid ich mich an Verlusten?
Alleinsein macht nicht arm, nicht reich.
Ich lös mich jetzt vom Unbewußten,
denn Träume machen allzu weich.






02.12.2013

von eky vervollkommnete Fassung:


Ich muß mein Fenster fest verschließen,
Vergangnes trägt die Nacht herein:
Zuviel an Sehnsucht und an Büßen
in zuviel kaltem Sternenschein!

Ich muß mich im Gedränge bergen;
drum gebt mir Bücher, gebt mir Wein!
Ich hocke auf zu vielen Särgen,
hab nicht nur einen Klotz am Bein.

Warum nur leb ich in Verlusten?
Alleinsein macht nicht arm, nicht reich.
Ich lös mich jetzt vom Unbewußten,
denn alle Träume machen weich.
« Letzte Änderung: Januar 17, 2014, 18:06:49 von cyparis »
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Fragment
« Antwort #1 am: Dezember 04, 2013, 03:41:32 »
Hi, Cypi!

Ein wunderbares Gedicht von sprachlicher Schönheit! Leider finde ich keinen stringenten Rhythmus über einige Passagen hinweg, da die Heberzahl und die Betonung der Zeilenanfänge ständig wechseln. ZB S1: 3-5-4-4 Heber, unbetont, unbetont, betont, betont.
Ich versuche mal, das anzugleichen:

Ich muß mein Fenster fest verschließen,
Vergangnes trägt die Nacht herein:
Zuviel an Sehnsucht und an Büßen
in zuviel kaltem Sternenschein!

Ich muß mich im Gedränge bergen;
drum gebt mir Bücher, gebt mir Wein!
Ich hocke auf zu vielen Särgen,
hab nicht nur einen Klotz am Bein.

Warum nur leb ich in Verlusten?
Alleinsein macht nicht arm, nicht reich.
Ich lös mich jetzt vom Unbewußten,
denn alle Träume machen weich.

So haben wir immer 4 Heber mit unbetontem Zeilenbeginn, und der Leser findet einen Rhythmus. Einzig die letzte Zeile habe ich aus sprachklanglichen Gründen abgeändert.
Was du davon übernehmen willst, sei ganz dir anheim gestellt.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy






Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

galapapa

Re:Fragment
« Antwort #2 am: Januar 17, 2014, 14:20:52 »
Liebe Cyparis,
auch mir hat Dein Gedicht sehr gefallen! Die Gedanken, die Du hier in einer wundervolle Sprache ausdrückst, berühren mich.
In der ersten Strophe bin ich auch etwas gestolpert. Ich würde Dir auch die geringfügigen Änderungen von Erich empfehlen, mit Ausnahme des letzten Verses der ersten Strophe, denn der hat mir so gefallen, wie er ist: Ausdrucksstark.
Liebe Grüße!
Galapapa

cyparis

Re:Fragment
« Antwort #3 am: Januar 17, 2014, 18:09:37 »
Lieber Erich,
lieber Galapapa!


Erichs bessere Fassung habe ich unter das Original gestellt, hab ganz herzlichen Dank, Du Lieber!

Und Dir, lieber Galapapa, fliege mein Dankesgruß durchs geöffnete  Fenster! :)

Euch nur gutes und Liebes!

Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Fragment
« Antwort #4 am: Januar 17, 2014, 18:57:42 »
Liebe Cyparis,

was für ein wunderbares Gedicht!
Die tiefen Empfindungen berühren mich im Innersten!

Deine Gedichte sind immer so besonders ausdrucksstark,
das hat mir von Anfang an ungemein gefallen.

Davon kann es gar nicht genug geben!

Bewundernde und liebe Grüße von
Daisy

Erich Kykal

Re:Fragment
« Antwort #5 am: Januar 17, 2014, 21:44:00 »
In der letzten Zeile meiner "Version" gefiele mir "alte" statt "alle" noch besser und aussageintensiver! Ist mir jetzt erst eingefallen.

LG, eKy
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Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.