Autor Thema: Die geschüttelten Dichter  (Gelesen 1198 mal)

Fridolin

Die geschüttelten Dichter
« am: Dezember 21, 2013, 19:18:33 »
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803)

Ach, könnt den Pegasus wie Gleim ich reiten,
ließ aus der Feder Reim um Reim ich gleiten.
Doch niemals kann ich dich erreichen, Gleim,
ich finde immer nur den gleichen Reim.  

Friedrich Schiller (1759-1804)

Wie leuchtet mir vom Schillerstein
des Schwabendichters stiller Schein.
Ich steh vor deinem Steine, Schiller,
und werd in deinem Scheine stiller.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Thomas Bernhard (1931-1989)
Robert Gernhardt (1937-2006)

Es traf mal Thomas Bernhard Goethe
und schwärmte, was ihm Gernhardt böte.
Fragt Goethe: „Wenn mich Gernhardt buht,
sag, findest du dies, Bernhard, gut?“

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

In Hamburg wächst auf Lessing Moos,
das wäre er mit Messing los.
Begeistert hört man Lessing droben
nun auch das Messing Dressing loben.

August Graf von Platen (1796-1835)
Heinrich Heine (1797-1856)

Nach Heine Graf von Platen späht,
ob der sich mit dem Spaten bläht.
Noch heut im Grabe Heine bebt,
wenn Platen nur die Beine hebt.

Bertolt Brecht (1898-1956)

Ein Hecht schien prächtig Brecht geraten.
Doch hat er ihn nicht recht gebraten,
drum mit dem Hecht zu Recht gebrochen.
Lang hat‘s nach Hecht bei Brecht gerochen.

Paul Heyse (1830-1914)

Ein Schüttler einen weise hieß,
der ihm den Weg zu Heyse wies.
Doch nach erfolgter Heyseweihe
verschlangen ihn zwei weiße Haie.

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

Um es mit Ringelnatz zu sagen:
„Man hat an manchem Satz zu nagen.
Als ich mit einem Satz gerungen,
da hat im Loch die Ratz gesungen.“



« Letzte Änderung: Dezember 23, 2013, 12:23:45 von Fridolin »

Erich Kykal

Re:Die geschüttelten Dichter
« Antwort #1 am: Dezember 21, 2013, 20:10:15 »
Hi, Fridolin!

Hihihi! ;D Einerseits bin ich geschmeichelt, mit all diesen Lyrikgrößen quasi in einem Atemzuge genannt zu werden (jaja, ich weiß, ich lebe noch...), andererseits stört mich gerade in "meinem" Vierzeiler leider die 2. Zeile, wo man durch das unnatürlich vorgezogene "auch" das "wie" betont lesen muss, was ich als recht bemüht empfinde. Schade. Außerdem ist der obere Schüttler unrein - oder irre ich da? ;)

Na, jedenfalls danke für das inhaltliche Kompliment hinter dem Glatzenwitz! ;D

Zur ganzen "Sammlung":
Die ersten beiden Vierzeiler sind mit Abstand die besten: Meisterlich!!!

Die anderen sind verbal oder inhaltlich teilweise doch etwas hingedrechselt, vor allem, wenn man sie mit der Perfektion der ersten beiden vergleicht, sagt mein Gefühl. Dennoch - gut sind sie alle!!!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Die geschüttelten Dichter
« Antwort #2 am: Dezember 21, 2013, 21:12:57 »
Brecht, Gleim, Schiller: Glanzpunkte!

Kykal:  ???

Lockeren Gruß mit Dank
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Fridolin

Re:Die geschüttelten Dichter
« Antwort #3 am: Dezember 23, 2013, 12:29:03 »
Hi!

Lieber eKy,

der über dich war ja nur als Gag gedacht, war schwer genug. Aber du hast schon recht, ich habe ihn aus der Sammlung entfernt.

LG Fridolin

Erich Kykal

Re:Die geschüttelten Dichter
« Antwort #4 am: Dezember 23, 2013, 13:11:23 »
Keine Sorge, den Gag habe ich durchaus begriffen! :D Und gefreut hat's mich auch, auch wenn ich unter all diesen Lyriktitanen nichts zu suchen hatte... ;D

Vielen Dank nochmal!

LG, eKy
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Fridolin

Re:Die geschüttelten Dichter
« Antwort #5 am: Dezember 23, 2013, 22:02:54 »
Hi eKy,

von mir aus hätte ich dich auch nicht in diese Dichterphalanx eingereiht, aber auf LyriKern.de hattest du einen Schüttler auf Kykal vermisst. Über die Betonung kann man streiten, aber schütteltechnisch ist der Doppelschüttelreim völlig in Ordnung. Ich hab mal den Konsonantentausch hervorgehoben:

Die Glatze kümmert Kykal wenig,
er ist, egal auch wie kahl, König.
Zwar ist bei Kykal kahl der Schopf,
doch ist gewiss nicht schal der Kopf!

LG Fridolin