Autor Thema: Fort  (Gelesen 553 mal)

gummibaum

Fort
« am: August 28, 2021, 22:05:37 »
Ich taste nach dir, und ich finde dich nicht,
und wüchsen mir weitere Hände
und fänden zu tasten kein Ende,
sie fühlten nur Leere und lehrten Verzicht.

Ich lausch in die Nacht, und ich höre dich nicht,
und sprossten mir zahllose Ohren,
dein Atem, er ging mir verloren,
und meiner geht schwach unter schwerem Gewicht.

Ich frage nach dir, und du antwortest nicht,
und füllte ich alles mit Fragen,
sie hörten nicht auf, mir zu sagen,
dass man das Vertrauen nicht folgenlos bricht.
« Letzte Änderung: August 29, 2021, 01:51:43 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Fort
« Antwort #1 am: August 29, 2021, 01:34:07 »
Hi Gum!

Schwergewichtslyrik mit eigener Gravitation - derlei liest man selten aus deiner Feder, die sonst auch schwierige und emotionale Inhalte sprachlich beinah leicht und schwerelos wirken lassen kann. Hier fühlt man die Gravitas mit jeder Zeile ...

Mit der allerletzten Zeile bekam ich Probleme - so formuliert möchte sie lieber betont angelesen sein, was dem unbetonten Auftaktschema zuwiderläuft. Man kann sie zwar auch unbetont anlesen, aber wirklich natürlich klingt die Sprachmelodie dann nicht.

Besser wäre vielleicht: "dass man das Vertrauen nicht folgenlos bricht."

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Fort
« Antwort #2 am: August 29, 2021, 01:40:03 »
Danke, lieber Erich, für die nächtlichen Worte. Ich habe den letzten Vers geändert.

Grüße von gummibaum

Erich Kykal

Re: Fort
« Antwort #3 am: August 29, 2021, 01:54:14 »
Ich taste nach dir, und ich finde dich nicht,
und wüchsen mir weitere Hände
und fänden zu tasten kein Ende,
sie fühlten nur Leere und lehrten Verzicht.

xXxxXxxXxxX

Ich lausch in die Nacht, und ich höre dich nicht,
und sprossten mir zahllose Ohren,
dein Atem, er ging mir verloren,
und meiner geht schwach unter schwerem Gewicht.

xXxxXxxXxxX

Ich frage nach dir, und du antwortest nicht,
und füllte ich alles mit Fragen,
sie hörten nicht auf, mir zu sagen,
zerbrochen hast du das, was dich nun zerbricht…

xXxxXxxXxxX

Auch hier erscheint mir das "du" unnatürlich betont - es sollte natürlicherweise das "das" danach sein.

Hingegen mein Vorschlag:

"dass man das Vertrauen nicht folgenlos bricht."

xXxxXxxXxxX

Hier gibt es keine unüblichen Betonungen.

Oder wenn schon deine Variante, dann ohne das nachgestellte "das" vor dem Komma, dadurch wirkt die Betonung des "du" weniger seltsam:

"zerbrochen hast du, was dich selbst nun zerbricht."

xXxxXxxXxxX

Bei dieser Zeile würde ich übrigens in der vorhergehenden Zeile einen Doppelpunkt ans Ende setzen, da diese Version den Satz nicht so direkt weiterführt wie die ursprüngliche Zeile.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Fort
« Antwort #4 am: August 29, 2021, 16:57:58 »
Danke, Erich, dass du dich nochmals damit befasst hast. Ich hatte aber schon gemerkt, dass dein Vorschlag besser war und ihn dann doch genommen.

LG gummibaum