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Beitrag Verfasst am: Mi Apr 22, 2009 10:15
O Lenz,
Du blickvoll wild betörter
Freund des nahen Lichts,
Du warmes, frohes, unschuldvolles Tier!
Dir ist die nahe Sonne süßer Traum.
Bekränz
was kommt: längst zerstörter
Grund, das fahle Nichts,
ferne, längst verschlossne Lebenstür,
weiter, kalter unheilschwangrer Raum.
Deine lockren Frühlingsgaben
frißt der Tod
- sein Bruder kam nach Tschernobyl -
frißt sich fett und grün
an Sein un Haben,
schweigt und droht,
ruht in Märzens Cäsiumpfühl,
dreht sich wild und kühn
in Primula, in Knöterich und in Jasmin.
Ach Mai,
er frißt sich ein in Deine Wangen,
der böse schwärne Feind.
Da, wo eins Deine Lieder klangen
- herbei, herbei! -
weint Flieders Amme. Am Buchenstamme
greint
- vorbei, vorbei! -
Erdenmutter voll Verzagen.
Ach, Du!
Tod frißt Dir Deine Tannenspitzen,
er trinkt der jungen Birken Blut,
er schmückt sein schwarzes Fell mit Veilchenglanz.
Wozu
soll Dir Dein Lächeln nützen,
wenn glühender Verwesung Brut
sich wälzt, sich windet hin zum Todestanz?
Du bist allein,
o Lenz,
wir alle lassen das Gerippe Dir nur stehn.
Wie sind wir Deinem Sterben noch so fern!
Es soll so sein:
Begrenz
Du Arm in Arm mit Tod das Weitergehn.
Doch laß uns im Verderben
Deinen toten Stern!
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