Vertan!

[Erich Kykal]

Träge atmend in Vergänglichkeiten,
in Verfänglichkeiten, die mich fassen,
habe ich zerfahren zugelassen,
dass die Jahre mir wie Sand entgleiten,

die, zu Besserem genutzt, die Wunden
hätten heilen mögen, die Begehren
dem Gewissen schlug in überschweren,
weil verlockenden und schwachen Stunden.

So vertan! - Entseelte Träume jagen
eine Zuversicht, die halb verhungert,
wie von Schmerz und Bitternis umlungert,
keinen Weg mehr sucht, um ihn zu wagen.

[gummibaum]

Lieber Erich,

schöne Düsternis hier. Besonders gefällt mir die Schuldzuweisung ans Begehren: "die Begehren dem Gewissen schlug in überschweren, weil verlockenden und schwachen Stunden." Welch ein Relativsatz!
In der Hoffnung, dass der Wagemut bald wieder auf Beine kommt, dankt gummibaum für dieses Stück feinster Depressions-Delilkatesse.

[Erich Kykal]

Hi, Gum!

Gern geschehen!

Du stehst mit deiner Krankenhaustragödie in punkto Depressivem aber auch um nichts zurück!

LG, eKy

[cyparis]

Lieber Erich,

ich mußte zweimal lesen, um alle Finessen Deiner Langsätze zu erfassen, aber dann kam ein ruhiger, wenn auch beunruhigender Fluß in die Worte.
Woran mag es liegen, daß in diesen Tagen viele Dichter den Blick in die Vergangenheit richten?

Aufmunternden Abendgruß
von
Cyparis

[Erich Kykal]

Hi, Cypi!

Danke für deinen lieben Zuspruch! Den Hang zu Rückschau, Einkehr und Depressivem verschuldet wohl die Jahreszeit! Bei einem Blick aus dem Fenster sieht man nicht viel Schönes, das einen aufbauen könnte, oddrrr?  

LG, eKy